Obama: »Bedauerliche Taten«

US-Präsident äußerte sich zu Wikileaks / Weitere Enthüllungen

  • Lesedauer: 2 Min.
US-Präsident Barack Obama hat erstmals in einer persönlichen Stellungnahme die Enthüllungen von Wikileaks kommentiert.

Washington (AFP/dpa/ND). In Gesprächen mit seinem mexikanischen Amtskollegen Felipe Calderón und dem türkischen Regierungschef Recep Tayyip Erdogan bezeichnete Obama die Veröffentlichung von US-Depeschen als »bedauerliche Taten«, teilte das Weiße Haus mit. Obama und Erdogan seien sich einig gewesen, dass die Enthüllungen keinen Einfluss auf die bilateralen Beziehungen zwischen Washington und Ankara haben würden. Ähnlich sei Obamas Gespräch mit Calderón verlaufen hieß es.

Derweil wurde bekannt, dass die USA die spanische Region Katalonien mit ihrer Hauptstadt Barcelona für die wichtigste Operationsbasis radikaler Islamisten im Mittelmeerraum halten. Dies geht aus US-Diplomatendepeschen hervor, die der Enthüllungsplattform Wikileaks zugespielt und am Wochenende von der Madrider Zeitung »El País« veröffentlicht wurden. Aus diesem Grund betrieben die USA seit zwei Jahren ein großes Spionagezentrum in ihrem Konsulat in Barcelona. Die spanischen Behörden teilten die Sorgen Washingtons bezüglich der Aktivitäten von Islamisten in Katalonien.

Auch der Vatikan ist Gegenstand der Wikileaks-Enthüllungen: Er sei ein konservatives und »veraltetes Machtgefüge« mit einem schlechten internen Kommunikationssystem – so beschreiben US-amerikanische Depeschen, die von Wikileaks veröffentlicht wurden, den Kirchenstaat. Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone sei ein Ja-Sager und spreche »nur italienisch«, Pressechef Padre Federico Lombardi hingegen besitze zwar als Einziger ein Smartphone, habe aber dafür keinen direkten Draht zu Papst Benedikt XVI., zitierte der Mailänder »Corriere della Sera« aus den US-Depeschen. Dennoch schätzten die USA den Heiligen Stuhl aufgrund seiner weitreichenden Verbindungen in der Welt als »nützlichen Verbündeten«.

Tausende Menschen haben am Wochenende in mehreren Ländern für die Freilassung von Wikileaks-Gründer Julian Assange demonstriert. Die Festnahme des 39-Jährigen in London sei eine Verschwörung, um die Enthüllungsplattform mundtot zu machen, erklärten die Veranstalter einer Demonstration vor der britischen Botschaft in Madrid. Dort und in anderen spanischen Städten wie Barcelona, Valencia und Sevilla gingen Hunderte Unterstützer auf die Straße. Sie skandierten »Freiheit für Assange!« und forderten, das Recht auf Informationsfreiheit zu achten. Demonstrationen gab es auch in Lateinamerika und in Assanges Heimat Australien. Seite 8

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