Panzerbauer unerwünscht

Rüstungskonzern will Textilunternehmen hessnatur übernehmen

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 2 Min.
Gegen die drohenden Übernahme des Ökotextilunternehmens Hess Natur Textilien GmbH (hessnatur) durch den US-amerikanischen Private-Equity-Fonds Carlyle wollen Aktivisten von Attac heute vor dem Unternehmenssitz im mittelhessischen Butzbach demonstrieren.

Der Protest richtet sich vor allem dagegen, dass ein nach ökologischen und sozialen Kriterien arbeitender Betrieb ausgerechnet an einen für seine »Heuschreckestrategie« bekannten Fonds und Rüstungskonzern verkauft werden soll. »Die Kunden von hessnatur sind politisch wache Menschen, die eine sozial und umweltverträgliche Produktion von Textilien fördern und nicht die Kassen eines Panzerbauers füllen wollen«, sagt Jutta Sundermann vom Attac-Koordinierungskreis.

»Die beiden Unternehmen passen so gut zusammen wie Teufel und Weihwasser«, erklärte auch der Betriebsratsvorsitzende Walter Strasheim-Weitz auf ND-Anfrage. Mit Carlyle drohe ein rascher Personalabbau um 30 Prozent und ein Umsatzeinbruch, wenn sich die aufgeklärte Kundschaft von hessnatur abwende.

Die Attac-Aktion ist als Auftakt einer mehrwöchigen Protestkampagne »nach dem Schneeballprinzip« gedacht: »Je mehr Druck wir machen, umso größer sind unsere Chancen, Carlyle abschrecken«, ist sich Sundermann sicher.

Den Druck erhöhen soll auch eine Androhung möglichst vieler Kunden, nach einer Übernahme durch Carlyle bei hessnatur keine Waren mehr zu bestellen. »Mitarbeiter, Lieferanten und Kunden wollen sicher nicht für einen Rüstungskonzern arbeiten oder ihre Kleidung dort kaufen«, so die ehemalige Firmen-Pressesprecherin Anne Kirchhof.

Die in der US-Hauptstadt Washington angesiedelte Carlyle Group gilt als eine der größten Private-Equity-Firmen weltweit. Schwerpunkte des Konzerns liegen in den Bereichen Gesundheit, Infrastruktur, Verkehr, Luftfahrt und Rüstung. Die beiden ehemaligen US-Präsidenten George Bush und sein Sohn George W. Bush waren einst Berater von Carlyle. Von ihren Kriegen dürfte der Fonds nach Einschätzung von Friedensaktivisten massiv profitiert haben.

Gründer von hessnatur war 1976 der (inzwischen verstorbene) Umweltaktivist Heinz Hess. Seine Philosophie der ökologischen und fair gehandelten Textilien gilt heute noch als Leitlinie. »Starkes Engagement für Mitarbeiter und Umwelt zeigt allein Naturmodeanbieter hessnatur«, lobte Stiftung Warentest die Firma erst im August diesen Jahres. Rund 340 Beschäftigte zählt hessnatur heute. Wegen finanzieller Schwierigkeiten hatte Hess seinen Betrieb um die Jahrtausendwende an Neckermann verkauft. 2001 wurde hessnatur von der Arcandor-Tochter Primondo übernommen und fiel dann im Zuge der Arcandor-Pleite zusammen mit anderen Spezialversendern an den »Karstadt-Quelle-Mitarbeiter-Trust (KQMT)«.

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