Hollywood im Hochland

Schottland für Filmliebhaber: Auf den Spuren der Stars

  • Karsten-Thilo Raab
  • Lesedauer: 4 Min.
Vergleiche mit der amerikanischen Traumfabrik Hollywood sind wohl eher überzogen, dennoch hat Schottland in einer Vielzahl von Kinofilmen die Hauptrolle gespielt.

Irland übzeugt mit einer Mischung aus reizvoller Natur und lebendiger Geschichte, aus pittoresken Städten und Dörfern, malerischen Küstenstreifen und üppig bewachsenen Bens und Glens. Ganz oben in der Gunst der Filmemacher steht insbesondere Eilean Donan Castle, Schottlands meist fotografierte Burg an der zerklüfteten und bisweilen wild-romantischen Westküste.

Das Schmuckstück am Loch Duich mit den bis zu 430 Zentimeter dicken Außenmauern, das von 1912 bis 1932 von John MacRae original getreu wieder aufgebaut wurde und seit 1958 der Öffentlichkeit zugänglich ist, diente 1986 als Kulisse für die Anfangsszenen des Kinoklassikers »Highlander« mit Christopher Lambert und Sean Connery. Und für das James-Bond-Abenteuer »Die Welt ist nicht genug« mit Pierce Brosnan in der Hauptrolle verwandelte sich Eilean Donan Castle 1999 zeitweilig in das Hauptquartier von MI6, dem britischen Geheimdienst.

Nur einen Steinwurf entfernt, befinden sich zwischen Mallaig und Arisaig die weißen Strände von Morar. Die berühmten »White Sands« beheimateten in dem Kultfilm »Local Hero« (1983) unter der Regie von Bill Forsyth die Hütte des Einsiedlers Ben. Und daneben landete der Ölmagnat, dargestellt von Burt Lancaster, mit seinem Hubschrauber inmitten der beeindruckenden Landschaft, die von den Gipfeln der Highlands und dem Schatten der Isle of Skye umrahmt wird. Der Hauptschauplatz des Leinwandstreifens liegt jedoch rund 300 Kilometer entfernt an der schottischen Ostküste zwischen Inverness und Fraserburgh: Das Dörfchen Pennan, das in »Local Hero« den Fantasienamen Ferness trägt. Hier ist auch die legendäre rote Telefonzelle zu finden, die in dem ewig jungen Filmklassiker eine zentrale Rolle einnimmt und die als einzige in ganz Großbritannien unter Denkmalschutz steht.

An der Ostküste finden sich noch weitere ebenso stimmungsvolle wie beeindruckende Drehorte: Bei Stonehaven, rund 20 Kilometer südlich von Aberdeen, erhebt sich Dunnottar Castle fast schon gespenstisch auf einem Felsen aus dem Meer. Das imposante Gemäuer wurde zusammen mit Blackness Castle in Falkirk als Setting für den 1990 unter der Regie von Franco Zeffirelli entstandenen US-Blockbuster »Hamlet« mit Mel Gibson und Glenn Close in den Hauptrollen genutzt. Und für Alfred Hitchcocks Meisterwerk »39 Stufen« musste die Maid of Forth, jene imposante Eisenbahnbrücke über dem Firth of Forth vor den Toren der Hauptstadt Edinburgh, als Kulisse herhalten.

Das Oscar-prämierte Heldenepos »Braveheart« (1995) mit Mel Gibson und Sophie Marceau wurde fast komplett am Fuße des Ben Nevis, mit 1343 Metern Schottlands höchster Berg, gefilmt. In dem angrenzenden Tal, dem Glen Nevis, wurde für den Kinohit ein mittelalterliches Dorf errichtet. Und am Fuße des Wallace-Monuments in Stirling erinnert eine Holzbüste mit dem Konterfei von Hauptdarsteller und Regisseur Mel Gibson an die filmische Hommage für Schottlands großer Freiheitskämpfer, William Wallace, dem hoch oben auf dem Hügel ein weithin sichtbares Denkmal gesetzt wurde.

Im Glen Coe, einst Schauplatz fürchterlicher Kämpfe zwischen den schottischen Clans, surrten 1995 die Kameras für den Abenteuerstreifen um den gleichnamigen Freiheitskämpfer »Rob Roy« mit Liam Neeson und Jessica Lange in den Hauptrollen. Gleichwohl wurden Teile des Leinwandstreifens in Meggnich Castle und Drummond Castle in Perthshire erstellt.

Glen Coe nimmt auch einen breiten Raum in dem Monty Python´s Klassiker »Die Ritter der Kokosnuss« ein. Hier mussten die Ritter an der »Bridge of Death« folgenschwere Fragen beantworten. Außerdem wählten Graham Chapman, John Cleese, Michael Palin, Eric Idle & Co das Castle Stalker vor den Toren von Oban (hier wird der heilige Gral gefunden) und Doune Castle bei Stirling als Schauplätze für die aberwitzige Suche nach dem heiligen Gral.

Natürlich wurde und wird auch die Kapitale Edinburgh immer wieder ins Bild gesetzt. Allen voran Edinburgh Castle, das schon 1959 die Kulisse für den Film »Reise zum Mittelpunkt der Erde« mit James Mason bildete. Wenige Kilometer außerhalb der Hauptstadt liegt Rosslyn Chapel. Die Kapelle im gotischen Stil spielt eine Schlüsselrolle im »Da Vinci Code«, der Verfilmung von Dan Browns Bestseller »Sakrileg« mit Tom Hanks in der Hauptrolle. In dem Gotteshaus findet Protagonist Robert Langdon heraus, dass Sophie (Audrey Tautou) heraus, dass Letztere von Maria Magdalena abstammt, deren Überreste hier versteckt waren, und Sophie damit eine Nachkommin von Jesus Christus ist.

Auch Glasgow, Schottlands größte Stadt, wurde von Filmemachern als Drehort entdeckt. Hier spielt »Trainspotting« (1996), eine Sozialstudie über das Leben drogenabhängiger Jugendlicher, auch das Low-Budget-Drama »Young Adam« mit Ewan McGregor ist in der Millionstadt am Clyde angesiedelt. Nicht zu vergessen ist das zweite Harry Potter Abenteuer: »The Chambers of Secrets« entstand teilweise in Schottland. Sowohl in Fort William und am nahe gelegenen Glenfinnan Viaduct wurde die Kameras aufgebaut, während das Gros der Aufnahmen, wie schon beim ersten Potter-Film, in Gloucester Cathedral und Alnwick Castle (England) von Direktor Chris Columbus und dem Starensemble um Daniel Radcliffe, Emma Watson, Richard Harris, John Cleese und Fiona Shaw umgesetzt wurde.

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