Gustavo geht – Rangnick auch

Den Verkauf des Starspielers wollte der Hoffenheimer Trainer nicht akzeptieren

  • Alexander Sarter, SID
  • Lesedauer: 3 Min.
Ralf Rangnick: »Hoffenheim adieu« Fotos: dpa
Ralf Rangnick: »Hoffenheim adieu« Fotos: dpa

Hinter dem Rücken von Ralf Rangnick haben die Verantwortlichen von 1899 Hoffenheim den Verkauf von Luiz Gustavo eingeleitet. Der Trainer zog sofort seine Konsequenzen und warf hin. Als hinter seinem Rücken der Star verkauft wurde, reagierte Ralf Rangnick mit aller Konsequenz. Der Trainer des Bundesligisten von 1899 Hoffenheim brach nach dem intern heftig umstrittenen Verkauf von Luiz Gustavo an Bayern München mit Mäzen Dietmar Hopp und legte sein Amt nieder. Die Differenzen zwischen dem offensichtlich übergangenen Rangnick und der Chefetage waren nicht mehr zu überbrücken. Nachfolger wird der bisherige Assistenztrainer Marco Pezzaiuoli.

Am Sonntag erläuterte Rangnick im prall gefüllten Medienraum des Trainingszentrums in Zuzenhausen seine Entscheidung. »In den letzten zwei Wochen hat es einen intensiven Austausch mit Dietmar Hopp über grundlegende Dinge gegeben. Dabei wurde mir klar, dass es in Zukunft nicht mehr so ist, dass der Klub einen Trainer wie mich braucht«, sagte Rangnick. Er habe kurzfristig gehandelt: »Es ist wohl einzigartig, dass so ein Spieler ohne das Wissen des Trainers verkauft wird. Ich bin vor zwei Tagen noch fest davon ausgegangen, der Mannschaft weiter vorzustehen.«

Bei der Verabschiedung Rangnicks, der Hoffenheim vor viereinhalb Jahren in der Regionalliga übernommen hatte und ursprünglich bis Juni 2012 unter Vertrag stand, fehlte Hopp. Der Mäzen ließ eine Stellungnahme verbreiten. Daraus wurden die unterschiedlichen Auffassungen von Hopp und dem Trainer deutlich, der zunächst nichts von den Verhandlungen hinsichtlich des Gustavo-Transfers wusste.

»Wir sind ein vergleichsweise kleiner Bundesligaklub mit einem Stadion für 30 000 Zuschauer und rund 6000 Mitgliedern. Verständlich, dass Ralf Rangnick, nachdem das ›Projekt erste Liga‹ schon nach zwei Jahren vollendet war, Herausforderungen in anderen Dimensionen sucht und damit naturgemäß in Hoffenheim an Grenzen stößt«, hieß es in Hopps Erklärung: »Das bedeutet nicht, dass wir für die TSG Hoffenheim nicht ambitionierte sportliche Ziele verfolgen. Diese müssen sich aber an unseren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen orientieren.«

Für Rangnick, dessen Co-Trainer Peter Zeidler ebenfalls den Verein verlassen wird, spielte diese Begründung keine Rolle mehr. Der Transfer Gustavos, den der Coach erst im Sommer ziehen lassen wollte, war für Rangnick ein Schlag ins Gesicht. »Der Ablauf ›Luiz Gustavo‹ war die letzte Bestätigung. Da war alles klar. Die Frage ist, wie der Transfer über die Bühne ging«, sagte der Trainer: »Daraus habe ich meine Schlüsse gezogen.«

Der diesbezüglich in der Kritik stehende Manager Ernst Tanner gestand ein, dass man die Einbeziehung des Trainers »hätte anders regeln können«. Auch Präsident Peter Hofmann beschrieb die Vorkommnisse als »unglücklich«. Der Wechsel Gustavos spült den Hoffenheimern angeblich 15 Millionen Euro in die Kasse, zudem wird der Münchner David Alaba bis Saisonende in den Kraichgau ausgeliehen.

Der neue Trainer Pezzaiuoli, der die deutsche U17-Nationalmannschaft 2009 zum EM-Titel geführt hat, soll über das Saisonende hinaus die Profis betreuen. »Wir wollen weiter mit jungen Talenten arbeiten. Marco ist einer der besten Fachleute Deutschlands in dieser Hinsicht. Die Zusammenarbeit mit ihm ist nicht kurzfristig angelegt«, sagte Tanner. Damit liegt er auf der Linie Hopps. »Ich denke, wenn wir konsequent den Weg fortsetzen, auf junge Top-Talente zu setzen, dann werden wir auch weiterhin sehr erfolgreich sein«, hieß es in der Erklärung von Dietmar Hopp.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.