Ermittlungen gegen Lokführer

Nach dem schweren Zugunglück in Sachsen-Anhalt dauert die Ursachenforschung an

  • Lesedauer: 2 Min.
Menschliches Versagen oder mangelnde Technik? Nach dem Zugunglück in Sachsen-Anhalt gerät der Lokführer des Güterzugs ins Visier der Ermittler. Drei der zehn Toten sind inzwischen identifiziert.

Hordorf/Magdeburg (dpa/ND). Nach dem schweren Zugunglück in Sachsen-Anhalt mit zehn Toten wird gegen den Lokführer des Güterzugs ermittelt. Möglicherweise hatte der 40-Jährige vor der Kollision mit dem Personenzug ein Haltesignal überfahren. Es bestehe ein Anfangsverdacht wegen fahrlässiger Tötung, fahrlässiger Körperverletzung und der Gefährdung des Bahnverkehrs, teilten Staatsanwaltschaft und Polizei in Magdeburg am Montag mit. Zwei der 23 Verletzten schwebten noch in Lebensgefahr, darunter ein zehn Jahre altes Mädchen.

Bei dem ungebremsten Zusammenstoß wurde ein Regionalzug am Samstagabend von dem rund 2700 Tonnen schweren Güterzug von den Schienen geschleudert.

13 Verletzte – unter ihnen zwei Georgier, ein Portugiese und ein Brasilianer – konnten aus den Krankenhäusern entlassen werden. Bei den drei bisher identifizierten Toten handelt es sich um zwei Männer im Alter von 63 und 74 Jahren sowie den 35-jährigen Lokführer des Regionalzugs. Die Identifizierung der anderen sieben Leichen ist schwierig, weil einige Opfer wegen der Wucht des Aufpralls vollkommen entstellt sind. Bei der aufwendigen Untersuchung mit Hilfe von Gebissanalysen und DNA-Abgleichen helfen Spezialisten des Bundeskriminalamts.

Die Ermittler sicherten unterdessen weitere Spuren. »Die Ergebnisse der Auswertung der Fahrtenschreiber werden frühestens im Verlauf der Woche erwartet«, sagte ein Sprecher der Polizei. Der Lokführer des Güterzugs soll in den nächsten Tagen befragt werden. Den Verdacht gegen den Mann führten die Ermittler auf eine Zeugenaussage zurück. Oberstaatsanwältin Silvia Niemann wollte später aber nur noch von »Indizien« sprechen. Auch ein technischer Defekt als Unglücksursache sei nicht ausgeschlossen.

Der Fahrgastverband Pro Bahn forderte die Nachrüstung von Sicherheitssystemen auf allen Strecken. Auf dem Streckenabschnitt bei Oschersleben war ein modernes System, das beim Überfahren eines roten Signals eine Notbremsung auslöst, noch nicht installiert. In Westdeutschland seien die Systeme Standard, in Ostdeutschland dagegen nicht.

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