Von Dubai aufs Podest
Kathrin Zettel beendet mit Silber Leidenszeit
ND: Frau Zettel, das ist ein sehr emotionaler Augenblick für Sie.
Ja, ich bin von meinen Gefühlen überwältigt und muss aufpassen, nicht zu flennen, weil es wie ein Traum ist, dass ich das geschafft habe.
Was geht Ihnen gerade alles durch den Kopf?
Natürlich freue ich mich sehr. Aber je mehr Leute gratulieren, desto mehr kommen die quälenden Stunden und Tage in mir hoch, als ich den ganzen Winter kämpfen musste. Da hatte ich schon Gedanken daran, ob ich nicht aufgeben soll. Aber für die Emotionen schäme ich mich nicht. In solchen Momenten bekommt man sehr viel zurück.
Wo genau lagen die Probleme?
Ich hatte schon vor Saisonbeginn in Sölden Knieschmerzen, dann kamen Hüftschmerzen hinzu. Ich wollte in Sölden starten, musste aber feststellen, dass es so nicht funktioniert. Die Schmerzen waren zu groß. So musste ich die Entscheidung fällen, aus dem Rennzirkus auszusteigen. Ich bin nach Dubai, habe die Füße in den Sand gesteckt und gewartet, bis die Schmerzen weniger wurden. Das hat mir sehr gut getan.
Sind Sie denn jetzt geheilt?
Wenn die Belastungen höher werden, kommen die Schmerzen zurück. Nach der Saison werde ich noch mal pausieren müssen.
Nach Dubai mussten Sie ihre Form wieder ganz neu aufbauen. Dazu fuhren Sie sogar als Vorläuferin der Männer in Schladming.
Das war ein extrem hochwertiges Training, da der Berg dort ähnlich steil und anspruchsvoll ist wie der Gudiberg hier.
Ist die Medaille auch eine Revanche für das vergangene Jahr?
Ein bisschen, genau hier habe ich damals um drei Punkte den Slalomweltcup an Maria Riesch verloren. So geht's im Leben.
Ist Marlies Schild auch für Sie eine würdige Weltmeisterin?
Klarerweise. Sie hat so viele Jahre gekämpft, um endlich das WM-Gold um den Hals zu bekommen, und jetzt hat sie es geschafft.
Sie waren schon Kombinationsweltmeisterin 2009. Wieviel wert ist diese Silbermedaille?
Es ist für mich ein Gold. Ich habe so sehr haushalten müssen und alles auf diese WM ausgerichtet. Dass es dann so aufgeht, ist einfach wunderschön.
Österreichs Frauen haben hier vier von fünf Goldmedaillen gewonnen. Wie ist das zu erklären?
Ich muss den Trainern ein großes Lob machen. Wir sind mannschaftlich irrsinnig stark und wurden auf die WM super vorbereitet. Die nächste WM ist zu Hause in Schladming. Wird interessant, wie wir das toppen wollen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.