Erdgas aus der Halbwüste

In Südafrika werden die Förderpläne des Energiemultis Shell konkreter – trotz Widerstands

  • Armin Osmanovic, Johannesburg
  • Lesedauer: 2 Min.
Dieses Jahr findet die UN-Klimakonferenz in Durban statt. Südafrikas Regierung als Gastgeber will sich dort nicht als Klimasünder vorführen lassen. Daher schaut man sich bei der Energieversorgung nach emissionsarmen Alternativen um, welche die Erneuerbaren, die Atomkraft und nun auch Gas einschließen.

Südafrikas Stromversorgung basiert zu 90 Prozent auf Kohle. Doch bei der Kohleverstromung fallen sehr große Mengen an Kohlendioxidemissionen an. Das Land am Kap mit seinen 50 Millionen Einwohnern zählt daher zu den größten Klimasündern. Und der Energiebedarf steigt wegen der wachsenden Bevölkerung und dem Nachholbedarf großer Gruppen weiter stark an.

Die geplante Ausbeutung großer Erdgasvorkommen in der Halbwüste Karoo kommt der Regierung da gerade recht. Gas, das bisher nur zu drei Prozent den Energiekonsum des Landes deckt, ist weit weniger klimaschädlich als Kohle. »Die Vorkommen sind schon lange bekannt, doch bisher scheute man die Nutzung wegen der hohen Kosten, da es sich um sogenanntes Schiefergas handelt, das nur mit großem technischen Aufwand gewonnen werden kann«, so ein leitender Manager des südafrikanischen Gas- und Erdölunternehmens SASOL gegenüber ND.

Dass sich nun der Energiemulti Royal Dutch Shell konkret an eine Ausbeutung macht, hat natürlich mit den gestiegenen Energiepreisen zu tun. Dennoch zeigt sich der SASOL-Manager bezüglich der Wirtschaftlichkeit des Projekts zurückhaltend. Man ist selbst mit einem Partnerunternehmen dabei, die Möglichkeiten einer Gasförderung in der Karoo zu untersuchen.

Die Anwohner in der dünn besiedelten Gegend, zumeist Schafzüchter, haben schon Widerstand angekündigt. Sie befürchten, dass durch die Herauslösung des Gases aus dem Gestein mittels Wasser, Sand und Chemikalien, ihre Wasserversorgung in Gefahr geraten könnte. Wasser ist in der Halbwüste natürlich ein kostbares Gut.

Die Energieunternehmen verweisen auf die Größe des Vorkommens. Die Lagerstätte in der Karoo könnte die bisherige Gasproduktion an der Südküste Südafrikas um mehr als das Fünffache übersteigen.

In den USA sollen bis 2020 fast 20 Prozent des geförderten Gases Schiefergas sein. Dort werden die Auswirkungen auf das Trinkwasser von der Umweltbehörde untersucht. Diese habe nach Angaben von Shell die für die Gasgewinnung aus dem Gestein genutzten Chemikalien als unbedenklich eingestuft.

Im April will Shell der Petroleumbehörde Südafrikas einen Umweltmanagementplan vorlegen. Bereits jetzt laufen umfassende Umweltuntersuchungen, an denen sich die lokale Bevölkerung beteiligen soll, so Shell, offensichtlich bemüht, der wachsenden Kritik am Projekt entgegenzuwirken.

Umweltschützer kritisieren indes grundsätzlich die Gasexploration in der Karoo. »Man habe riesige Möglichkeiten, was erneuerbare Energiequellen in diesem Land anbelangt«, so Morne du Plessis, Chef des WWF Südafrika. »Warum soll man also weiter fossile Energieträger nutzen?«

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