So viel Gold wie möglich
Mit dem Sieg von Langläuferin Bjørgen gelingt Gastgeber Norwegen ein perfekter WM-Start
Am Ende des ersten Wettkampftages waren die Norweger wieder versöhnt, dank Marit Bjørgen. Die 30-jährige Ausnahmeathletin gewann gestern Nachmittag den ersten Wettkampf der 48. Nordischen Skiweltmeisterschaften. Im Sprint, der eigentlich noch als ihre schwächste Disziplin gilt, gewann sie ungefährdet den Finallauf auf der 1335 Meter langen Runde vor der italienischen Titelverteidigerin Arianna Follis und Petra Majdic aus Slowenien.
20 000 Zuschauer waren auf den legendären Berg am westlichen Rand der Stadt gekommen, als Bjørgen im Ziel war, tobten sie. Und auch Bjørgen strahlte erleichtert: Nach den ebenfalls ungefährdeten Siegen in Viertel- und Halbfinale war sie noch mit versteinerter Miene aus der Arena geflüchtet. Diese Frau hatte erkennbar nur eines im Sinn: Goldmedaillen, und zwar so viele, wie nur möglich.
Zuvor hatte es um die Eröffnungsfeier der WM Ärger gegeben. Zur Zeremonie war am Mittwochabend sogar König Harald an den Universitätsplatz gekommen, samt Königin Sonja und Kronprinz Haakon. Doch selbst die Royals konnten den staatlichen Sender NRK nicht bewegen, die komplette Feier live zu übertragen, weswegen am gestrigen Donnerstag in den Zeitungen und im Internet ein Sturm der Entrüstung über die Fernsehleute hereinbrach: Wie könne NRK es wagen, nur Teile der Feier übertrug, moderiert von einer bekannten Comedy-Künstlerin, die zwischendurch lustige Sketche bringt! Es war der Mätzchen zu viel.
Am Donnerstag lief auf NRK1, dem Hauptsender des langlaufbesessenen Landes, wie zur Entschuldigung seit dem Morgen ein Countdown, der die Minuten bis zum Start der Langläuferinnen zählte, bis um 13.30 Uhr endlich die Sprints begannen. Dabei schneite es ganz wenig, die Temperaturen lagen bei frostigen minus 12 Grad – doch die 20 000 in der Arena erwärmten sich an den Leistungen ihrer Athleten.
Ihr Glück hätte Petter Northug vollkommen machen können. Der 25-jährige Langlauf-Superstar, der die 50 Kilometer ebenso gewinnen kann wie einen Sprint, gilt in Norwegen spätestens seit seinen drei Goldmedaillen bei Olympia in Vancouver als der legitime Nachfolger des legendären Bjørn Dählie.
Doch Northug erfüllte seine Mission im ersten Rennen der Männer nicht zur vollsten Zufriedenheit der Gastgeber. Ihm stahl der Schwede Marcus Hellner die Show, der sich bereits 300 Meter vor dem Ziel so deutlich abgesetzt hatte, dass er es sich auf der Zielgeraden der Sprint-Hatz sogar erlauben konnte, sich umzusehen und zu jubeln. Drei Schweden, zwei Norweger, ein Este – das Finale endete mit Silber für Northug und der Bronzemedaille für den Schweden Emil Jönsson beinahe folgerichtig. Die Athleten des Deutschen Skiverbandes hingegen verließen kleinlaut die Arena. Sie spielten gestern wie erwartet keine Rolle.
Frauen, Sprint, 1,3 km, Freistil
Gold: Bjørgen (Norwegen) 3:03,9 min
Silber: Follis (Italien) + 0,2 s
Bronze: Majdic (Slowenien) + 0,5 s
... 15. Fessel (Oberstdorf), 23. Herrmann (Oberwiesenthal) beide Viertelfinale; 43. Anger (Oberstdorf), 59. Kolb (Buchenberg) beide Qualifikation.
Männer, Sprint, 1,5 km, Freistil
Gold: Hellner (Schweden) 2:57,4 min
Silber: Northug (Norwegen) + 0,6 s
Bronze: Jönsson (Schweden) + 1,1 s
...27. Heun (Gersfeld), 29. Tscharnke (Biberau) beide Viertelfinale; 39. Wenzl (Zwiesel), 45. Dotzler (Sonthofen) beide Qualifikation.
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