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Reines Wasser
Franz-Josef Overbeck ist neuer katholischer Militärbischof der Bundeswehr
Den Augsburger Bischof Walter Mixa kannte man ja, aber Franz-Josef Overbeck? Zumindest in nichtkirchlichen Kreisen ist der mit erst 46 Jahren jüngste Bischof Deutschlands noch ein Unbekannter. Das könnte sich ändern, denn von dem neuen Militärbischof für die Bundeswehr dürfte man nun öfter hören. Am Donnerstag wurde seine Ernennung durch den Papst in Rom bekanntgegeben.
Als religionsferner Zeitgenosse könnte man sich in mittelalterliche Rituale versetzt fühlen – was hat der Papst mit der Bundeswehr zu schaffen? Aber die aktuellen und künftigen Aufgaben der deutschen Armee bedacht, wurde es höchste Zeit, die Lücke zu schließen, die der wegen seiner sündigen Vergangenheit zurückgetretene Bischof Mixa im letzten Jahr gerissen hat. Und so können Soldaten in Afghanistan, oder wo immer auf der Welt sich die Schafe zu verirren drohen, nun wieder ruhigen Gewissens ihrem Handwerk nachgehen, so wie ganz früher schon, nur dass der Kaiser nicht zurückkehren will in die heilige Dreieinigkeit mit Gott und Vaterland.
Der Bischof hat zweifellos eine große Zukunft vor sich – seine Vergangenheit ist auch schon nicht ohne: So war er als Regionalbischof in Münster-Warendorf für rund 365 000 Katholiken zuständig. Vielleicht sollte man im Zusammenhang mit Overbecks Karriere nunmehr von einer »Offensive« sprechen, auch wenn er sich ans neue Tätigkeitsfeld erst noch gewöhnen muss, das früher Schlachtfeld genannt wurde und damit neben dem der einfachen körperlichen Züchtigung liegt, wofür sein Vorgänger zweifellos die besseren Voraussetzungen hatte. Mixa war wegen Prügelns im Amt in Verruf und Ungnade geraten.
Doch wie dieser ist Overbeck ein Vertreter des Katholizismus reinen Wassers, wonach das Zölibat gut für des Priesters Geist und Seele und die Frau gar nicht gut für das Priesteramt ist. Ganz zu schweigen von der Sünde der Homosexualität, die auf direktem Wege in die Hölle führt – anders als eine im Feld befleckte Seele, wenn sie durch regelmäßiges Bekenntnis zu Gott leidlich gereinigt ist. Er selbst will sich bei seinem Hirtendienst für die Soldaten nicht schonen. Den Menschen will er helfen, »Gott zu finden«. Das wird schon – den Suchradius hat er ja nun beträchtlich erweitert.
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