Aktie für Aktie bis zur Übernahme
ACS hat noch keine Mehrheit am Baukonzern Hochtief und drückt aufs Tempo
Essen (dpa/ND). Im Ringen um die Macht bei dem Essener Konkurrenten Hochtief haben die Spanier auch in den vergangenen Wochen ihr Ziel nicht aus den Augen verloren. Weitgehend unbeobachtet von der Öffentlichkeit hat der Konzern ACS seinen Anteil an dem größten deutschen Baukonzern um weitere rund drei Prozentpunkte auf deutlich über 36 Prozent aufgestockt. Am Ziel ist der spanische Konzern damit aber noch nicht. Bis zur angepeilten Mehrheitsübernahme bei Hochtief von etwas mehr als 50 Prozent müsste ACS-Chef Florentino Pérez nach aktuellem Aktienkurs noch mindestens 750 Millionen Euro investieren. Und es könnte noch deutlich teurer werden. Analysten wie Marc Gabriel vom Bankhaus Lampe sehen den Hochtief-Kurs künftig bei bis zu 100 Euro. Anfang März bewegte sich der Aktienkurs von Hochtief noch bei rund 70 Euro. Keine leichte Aufgabe für den hoch verschuldeten spanischen Baukonzern. Erreichen will Pérez das ehrgeizige Ziel möglichst bis zur Jahresmitte, hatte er in der vergangenen Woche angekündigt. »Wir haben genügend Zeit, wir haben keine Eile«, gab sich der ACS-Chef betont gelassen. Nach dem Überspringen der wichtigen 30-Prozent-Hürde bei Hochtief kann ACS nun ohne weitere Begrenzungen sein Aktienpaket aufstocken.
Gleichzeitig drängt die Zeit: Nur noch bis kurz vor Ostern kann ACS Stimmrechte für die am 12. Mai bevorstehende Hochtief-Hauptversammlung anmelden. Nur Aktien, die bis dahin von den Spaniern kontrolliert werden, zählen bei der Abstimmung für ACS. Dann könnte es auf jede Stimme ankommen, denn auch Hochtief will bei dem Aktionärstreffen noch einmal alle verfügbaren Stimmen gegen ACS in die Waagschale werfen. Konzernchef Herbert Lütkestratkötter hatte dazu alle Aktionäre ausdrücklich aufgefordert. Die Versammlung könnte damit zur Zitterpartie mit ungewissem Ausgang werden.
Nur wer dann die Abstimmungsmehrheit auf seiner Seite hat, kann bei der geplanten Neubesetzung des Aufsichtsrats den Ton angeben und damit die Weichen bei Hochtief stellen. Mit der geplanten Trennung von der Infrastruktur-Tochter Concessions steht der erfolgreiche Essener Baukonzern vor einem wichtigen Einschnitt. Möglicherweise könnte das Geschäft bereits kurzfristig über die Bühne gehen und damit frisches Geld in die bereits prall gefüllte Hochtief-Kasse spülen. Geplant ist entweder ein Börsengang der lukrativen Sparte oder auch der ganz oder teilweise Verkauf an einen Investor. Bereits einmal hatte Hochtief die Trennung von Concessions wegen des damals schlechten Börsenumfelds wieder absagen müssen. Nun könnte ein gutes Geschäft mit der Tochter den Hochtief-Kurs weiter ansteigen lassen – oder auch einem möglichen neuen Eigentümer einen Geldregen in Milliardenhöhe bescheren.
An ein Scheitern des offenbar seit längerem von Pérez verfolgten Übernahmeplans glaubt kaum jemand mehr. »ACS lässt das nicht mehr anbrennen«, ist sich Marc Tüngler von der deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sicher. Auch der ACS-Chef lässt keinen Zweifel offen: Bereits für das laufende Jahr rechnet er Hochtief fest in die Ergebnisprognose seines Unternehmens ein. Ab 2011 peilen die Spanier jährlich einen Zuwachs beim Nettogewinn um 10 Prozent an und Hochtief soll dabei der Haupttreiber sein.
Eine Einigung mit Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter scheint dagegen derzeit wenig wahrscheinlich – auch wenn sich die beiden Konzernchefs nach Informationen aus dem Umfeld des Unternehmens im Februar zu einem Gespräch getroffen haben sollen. Nach dem monatelangen erbitterten Abwehrkampf dürfte der Ausgang der Hauptversammlung auch über die zukünftige Zusammensetzung des Vorstandes entscheidend sein.
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