Politisches Urteil

  • Marcus Meier
  • Lesedauer: 1 Min.

Ein durch und durch politisches Urteil – das ist es, was das NRW-Verfassungsgericht gestern verkündete. Die bordeauxroten Roben sprachen erstens ein faktisches Politikverbot für Rot-Grün aus. Sie nutzen dabei zweitens ihren Ermessens-Spielraum voll aus. Und zwar, drittens, ganz im Sinne der schwarz-gelben Kläger: Der Nachtragshaushalt 2010, so das Urteil, ist verfassungswidrig und nichtig.

Dabei bedeutete er allenfalls einen Tropfen auf den heißen Stein – für Kitas und Kommunen; für die Abschirmung der West LB-Risiken. Selbst das also ist der Landesregierung nicht gestattet. Und das ist keine Frage der richtigen »Darlegung«, wie nun manch einer glaubt (nach dem Motto: »Beim nächsten Mal müsst ihr halt besser argumentieren!«). Nein, die Richter würden (viertens!) Neuschulden auch künftig nur dann akzeptieren, wenn sie eine Störung des wirtschaftlichen Gleichgewichtes erkennen mögen und einzusehen gewillt sind, dass diese Schulden der Behebung genau dieses Problems dienen. Die Juristen verschieben zudem – fünftens! – die Machtverhältnisse im Bundesland: Künftige Sparhaushalte, wie durch das Urteil erzwungen, wird die LINKE nicht mittragen.

Also Neuwahlen? Danach wären SPD und Grüne wohl nicht mehr auf das Wohlwollen der LINKEN angewiesen. Weil sie eine eigenständige Mehrheit hätten – fürs Schmalspurregieren. Doch sie wären, sechstens, eine Regierung von Münsteraner Gnaden.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.