Maria Riesch holt die Kugel
Deutsche gewinnen auch Teamrennen beim alpinen Saisonausklang
Erst hörte Maria Riesch um kurz vor halb acht Uhr Jubel auf dem Hotelbalkon, dann erhielt sie die erlösende Nachricht per Funk: Nachdem die Absage ertönte, fiel die Doppelolympiasiegerin ihrer Teamkollegin Viktoria Rebensburg mit feuchten Augen um den Hals und stieß im Mannschaftsquartier mit einem Glas Prosecco an.
Wegen schlechten Wetters strich die Jury am Sonnabend den Riesenslalom in Lenzerheide als letztes Saisonrennen. Mit drei Punken vor Lindsey Vonn (USA) siegte Riesch als dritte Deutsche im alpinen Gesamtweltcup. »Das ist das Größte überhaupt für mich«, freute sie sich wenig später im Schneetreiben an der Strecke. »Ich bin eigentlich nicht der Typ, der Freudentränen vergießt. Aber in der Situation war es so eine Befreiung und so eine Riesenanspannung, die abgefallen ist.« Rebensburg hat dank ihrer Führung in der Disziplinwertung und der Absage die Kleine Kugel sicher.
Nach seinem um 0,25 Sekunden verpassten Sieg im Slalom gratulierte Felix Neureuther, der eine nicht zufriedenstellende Saison mit »verbockter WM« beim Tagessieg von Giuliano Razzoli (Italien) als Dritter beendete. »Ich habe mich wirklich sehr gefreut für die Maria. Sie hat in diesem Jahr die Große Kugel absolut verdient. Sie war über das ganze Jahr gesehen besser als Lindsey«, sagte der 26-Jährige und empfand auch die Trophäe »für die Vicky« und seinen dritten Platz als erfreulich für den spannenden Saisonausklang.
Drei Punkte Vorsprung – knapper war es noch nie im Gesamtklassement der Frauen zugegangen. Nach Rosi Mittermaier (1976) und Katja Seizinger (1996, 1998) holte nun auch Riesch die Kugel für den Deutschen Skiverband. Alpin-Direktor Wolfgang Maier sagte über seine Vorzeigeathletin: »Sie ist Olympiasiegerin, Weltmeisterin und Gesamtweltcupsiegerin, als ob man sich den letzten Diamanten in die Krone einsetzt.« Im Alter von gerade mal 21 wird auch die Erfolgsliste von Olympiasiegerin Rebensburg immer länger. Mit drei Saisonsiegen im Riesenslalom holte sie die erste Kleine Kristalltrophäe ihrer Karriere. Sie erfuhr kurz vor der Fahrt zur Streckenbesichtigung von ihrem Glück. »Es war schon brutal emotional die Situation. Ich hatte mir gerade die Skischuhe angezogen, wir haben uns über die Kugeln gefreut. Es war ein richtig schöner Moment«, sagte sie und erachtete die Absage bei schwierigen Bedingungen als »richtige Entscheidung«.
Maria Riesch hat dann auch das letzte Rennen der Saison gewonnen und das deutsche Team zum erstmaligen Sieg in einem Mannschaftsweltcup geführt. Riesch, Viktoria Rebensburg, Felix Neureuther und Fritz Dopfer setzten sich am Sonntag im Finale mit 3:1 gegen Italien durch. Möglicherweise ist der Teamwettkampf in Sotschi 2014 olympisch.
Männer, Slalom: 1. Razzoli (Italien) 1:25,72, 2. Matt (Österreich) 1:25,75, 3. Neureuther (Partenkirchen) 1:25,97. Endstand nach 36 Wettbewerben: 1. Kostelic (Kroatien) 1356 Pkt., 2. Cuche 956, 3. Janka (beide Schweiz) 793, ... 17. Neureuther 440, 51. Keppler (Ebingen) 153, 67. Dopfer (Garmisch) 111.
Frauen, Endstand nach 33 Wettbewerben: 1. M. Riesch (Partenkirchen) 1728, 2. Vonn (USA) 1725, 3. Maze (Slowenien) 1139, ... 8. Rebensburg (Kreuth) und Pärson (Schweden) 656, 25. Hölzl (Bischofswiesen) 260, 40. S. Riesch (Partenkirchen) 161.
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