Fangquoten zeigen Wirkung
Rostocker Experten verzeichnen eine leichte Erholung der Heringsbestände in der Ostsee
Freest/Greifswald. Nach dem Ende der Frostperiode strömt der Hering in die Laichgebiete der vorpommerschen Ostseegewässer. Angesichts der drastischen Quotenreduzierung geht allerdings derzeit nur ein Teil der Fischer auf Heringsfang. In Freest werfen nach Angaben der Fischereigenossenschaft vom Mittwoch fünf von 28 Kutterbesatzungen die Netze aus. In Greifswald sind es drei von zehn Kuttern.
»Wir warten auf den besonders wertvollen Hering mit reifem Rogen«, sagte der Chef der Freester Genossenschaft, Michael Schütt. Mit diesen Fängen ließen sich die höchsten Einnahmen erzielen. Diese könnten allerdings nicht die Verluste durch die Quotenkürzungen ausgleichen. Die EU hat die Fangmengen für dieses Jahr um ein Drittel reduziert. In der Erzeugergemeinschaft der Freester Fischer sank die Quote um mehr als 500 Tonnen. Die Freester Fischer dürfen in diesem Jahr rund 1070 Tonnen fangen. Auch die Fischer in Greifswald-Wieck setzen angesichts der EU-Vorgaben auf Klasse statt auf Masse. Derzeit wird dort nur für die Direktvermarktung gefangen. »Wenn der Rogen der gewünschten Qualität entspricht, werden alle Boote draußen sein«, sagte Dietmar Bast von der Fischereigenossenschaft »Greifswalder Bodden«. Die Fänge aus Freest und Greifswald gehen an die dänische Skagerak Group, die die Eier der geschlechtsreifen Heringe für japanische Kunden weiterverarbeitet. In dem asiatischen Land sei der Rogen als Potenzmittel gefragt, erklärte Schütt. Das Heringsfleisch, die sogenannten Lappen, wird für die Produktion von Konserven und Marinadeprodukten genutzt.
Ein längerer Zeitraum
Für Fischereibiologen ist der Fang geschlechtsreifer Tiere unproblematisch, sofern sichergestellt ist, dass genügend Tiere für die Reproduktion vorhanden sind. »Jetzt ist es akzeptabel für uns«, sagte Christopher Zimmermann vom Institut für Ostseefischerei. Sinnvoll wäre es allerdings, die Heringsfischerei über einen längeren Zeitraum zu strecken, damit die Heringe nicht konzentriert in ihrer »produktivsten« Phase gefischt würden. Eine solche Regelung habe übrigens ein regionaler Heringsmanagementplan vorgesehen. Zimmermann bedauerte, dass sich dieser Plan, der auch Ausgleichszahlungen für die Fischer vorgesehen hatte, in Brüssel nicht durchsetzen konnte.
Starke Larvenjahrgänge
Die Experten des Rostocker Instituts sehen nach jahrelangen Bestandsrückgängen inzwischen erste positive Signale. »Diese Entwicklung ist auf den deutlich gesunkenen Fischereidruck zurückzuführen«, zeigte sich Zimmermann überzeugt. Die Larvenjahrgänge 2009 und 2010 seien »stark« gewesen. Erste Empfehlungen für die Quotenfestlegungen 2012 wollen die Forscher zwar erst Ende Mai geben, doch die ersten Aussagen machen den Fischern bereits jetzt Hoffnung. Danach könne möglicherweise 2012 auf eine weitere Fangmengen-Reduzierung verzichtet werden.
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