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Gaddafis Truppen stoppen Rebellen-Vormarsch

Weitere Luftangriffe der westlichen Koalition / Russland: »Unerlaubte Militärintervention«

  • Lesedauer: 3 Min.
Trotz westlicher Luftunterstützung ist der Vormarsch der Rebellen in Libyen ins Stocken geraten.

Tripolis (Agenturen/ND). Nach Einnahme aller strategisch wichtigen Ölhäfen im Osten stießen die Aufständischen am Montag vor der zentral gelegenen Stadt Sirte auf Widerstand der Regierungstruppen. Sirte ist die Heimatstadt von Staatschef Muammar al-Gaddafi und liegt auf halbem Weg zwischen der Rebellenhochburg Bengasi und der Hauptstadt Tripolis.

Die Anti-Gaddafi-Milizen stünden noch etwa 120 Kilometer östlich von Sirte, verlautete am Montag aus Quellen in Tripolis. Der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira berichtete, die Rebellen hätten das Wadi al-Ahmar (Rotes Tal) westlich von Nofilia erreicht. Die Talsenke sei von Gaddafi-Truppen vermint worden. Auch würden an den dahinterliegenden Anhöhen Stellungen der Regierungsstreitkräfte vermutet.

Die westliche Militärkoalition flog am Montagmorgen Angriffe auf Stellungen Gaddafi-treuer Truppen in Sirte. Auch gegen die Hauptstadt Tripolis seien in der Nacht Luftangriffe geführt worden, hieß es. Gaddafis Artillerie beschoss indes die Stadt Al-Sintan südwestlich von Tripolis mit Raketenwerfern, so Al-Dschasira.

Rund 200 Gaddafi-Soldaten ergaben sich in der Ölförderstadt Dschalu, 400 Kilometer südlich von Bengasi im Landesinneren, den Aufständischen, nachdem sie von den entlang der Mittelmeerküste abziehenden Truppen abgeschnitten worden waren.

Die Botschafter der 28 NATO-Staaten hatten am Sonntag die Übernahme des Kommandos für den gesamten internationalen Militäreinsatz beschlossen. Dies gelte »mit sofortiger Wirkung«, sagte NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen in Brüssel. »Unser Ziel ist es, Zivilisten und von Zivilisten bewohnte Gebiete zu schützen, die von einem Angriff durch das Gaddafi-Regime bedroht sind.« Die NATO-Mitglieder müssten nun entscheiden, ob und wie sie sich daran beteiligen wollten, sagte Rasmussen. Als erstes und einziges Bündnisland hat Deutschland eine militärische Beteiligung ausgeschlossen. Die Bundesregierung wies am Montag Spekulationen über einen deutsch-italienischen Friedensplan für Libyen zurück. Deutschland stehe in einem ständigen Austausch mit seinen internationalen Partnern – »also auch, aber nicht nur mit Italien«, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. Italiens Außenminister Franco Frattini hatte am Wochenende eine deutsch-italienische Achse zur Beilegung des Libyen-Konflikts ins Gespräch gebracht. Am Montag steckte er aber zurück: Jede Spaltung müsse vermieden werden. Es gehe darum, eine gemeinsame Lösung zu finden für »das neue Libyen, das nach Gaddafi«. Dass Gaddafi ins Exil geht, ist nach Frattinis Worten eine Option, die von der internationalen Gemeinschaft erörtert wird.

Die »Washington Post« zitierte am Montag ungenannte US-Regierungsbeamte, die einen Sieg der Rebellen für eher unwahrscheinlich halten. Sie meinen, dass Gaddafis Regime wegen des Drucks entweder von selbst zerbricht oder dass ein Ende seiner Herrschaft am Verhandlungstisch erzielt wird.

Russland kritisierte die Luftangriffe auf Einheiten Gaddafis als »unerlaubte Militärintervention«. Die Unterstützung der Rebellen sei ein Verstoß gegen die UN-Resolution, sagte Außenminister Sergej Lawrow in Moskau. Es herrsche »praktisch Bürgerkrieg« in dem nordafrikanischen Land. »Aber in dem UN-Beschluss ist keine Rede davon, dass eine ausländische Koalition hier Partei ergreifen soll.«

Katar erkannte als erstes arabisches Land die Übergangsregierung der Rebellen in Bengasi an.

Seiten 7 und 10

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