Teile und investiere

Tobias Riegel über die Kunst der Korruption

  • Lesedauer: 1 Min.

»Jeder Kopf hat seinen Preis« – jener Titel eines Actionklassikers hat sich gestern in der Berliner Kulturszene erneut bewahrheitet. Mit moralischen Urteilen sollte man dennoch vorsichtig agieren. Schließlich ist angeblich der astronomische Betrag von einer Million Euro geflossen, um eine der zerstrittenen Fraktionen des Künstlerhauses Tacheles erfolgreich zum kampflosen Auszug zu bewegen. Mit solch einer Summe kann man andernorts eine Söldnerarmee aufstellen oder gleich einen kleinen Inselstaat kaufen. Sie ist jenseits von Gut und Böse.

Ethische Fragen richten sich in diesem Zusammenhang also weniger an die Künstler – der Normalsterbliche, der angesichts jenes unwirklichen Betrags keine Versuchung verspüren würde, werfe hier den ersten Stein. Umso dringlicher müsste man jedoch Antworten von den Herren des Geldes einfordern. Was für Gewinne muss sich ein Investor bei solcher Vorleistung versprechen? Ist die Bestechung nicht unlauterer Wettbewerb gegenüber anderen Interessenten? Hat hier etwa die staatsgestützte HSH Nordbank über Strohmänner vorher eingeheimste Steuergelder zur künstlerischen Landschaftspflege entfremdet?

Bereits feststellen kann man, dass mit solch massiver Scheckbuchdiplomatie noch der härteste Widerstand zu brechen ist, finanziell potente Player sich also immer wieder ihren Weg werden freikaufen können. Und dass auch die heutigen »Fürsten« ihren Machiavelli verinnerlicht haben: Sie teilen und investieren.

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