Effizienz ist die Quelle

  • Steffen Schmidt
  • Lesedauer: 2 Min.

Nach dem eher wahltaktischen Hauruck-Stopp für die erst im vergangenen Herbst gegen den Willen der Bevölkerungsmehrheit von Schwarz-Gelb durchgedrückte Laufzeitverlängerung für die deutschen Atomkraftwerke war absehbar, dass die Regierungskoalition alsbald zurückrudern würde. Inzwischen sprechen sich führende Politiker von Union und FDP wieder gegen einen beschleunigten Atomausstieg aus. So weit so absehbar. Ebenso vorhersehbar waren die Argumente, die dabei vorgebracht werden: da wird mit sinkendem Lebensstandard gedroht und das sonst oft beiseite geschobene Klimaproblem herangezogen.

Doch brauchen wir tatsächlich neue klimaschädliche Kohlekraftwerke, wenn das letzte AKW, wie von Rot-Grün einst mit der Energiewirtschaft ausgehandelt, 2020 vom Netz geht? Geht dann das Licht aus, wenn mal einige Tage kein Wind weht und der Himmel verhangen ist? Beim derzeitigen Energieverbrauch und der derzeitigen Verteilung von Stromerzeugern und -verbrauchern ist das durchaus denkbar. Doch bei allen Debatten über Kraftwerke und den Netzausbau gehen drei Dinge regelmäßig unter: der weitaus größte Energiebedarf in Deutschland ist noch immer der für Heizwärme, der Verkehr hängt weitgehend Treibstoffen für Verbrennungsmotoren ab und in Haushalt und Wirtschaft laufen noch unzählige Geräte und Anlagen mit schlechter Energieausnutzung. Ob also der Lebensstandard tatsächlich sinken würde, wenn uns der Atomstrom ausgeht, hängt nicht zuletzt davon ab, was sich bei diesen drei Punkten ändert.

Es stellt sich auch die Frage, ob ein- und zweistündige Arbeitswege (und der nötige Spritverbrauch) Komfort sind und ob unsere Wirtschaftsstruktur mit ihren hunderttausenden Berufspendlern und der großen räumlichen Trennung von Stromerzeugung und Großverbrauchern zukunftsfähig ist. Sie ist es nicht. Die Energieversorgung nach dem Atomausstieg verlangt nicht neue Großkraftwerke oder Fernleitungen von der Nordsee bis nach Schwaben, sie verlangt ein Zusammenrücken von Erzeugern und Verbrauchern.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -