Kommt Ostern von Osten?

Forscher rätseln über die Herkunft des Namens für das höchste Christfest

  • Martin Koch
  • Lesedauer: 3 Min.

In vielen europäischen Sprachen ist der Ursprung des Namens für das Auferstehungsfest Christi eindeutig: In Italien sagt man »Pasqua«, in Frankreich »Pâques«, in Spanien »Pascua«. All diese Bezeichnungen leiten sich ab von dem hebräischen »Pessach«, einem jüdischen Fest, das an den Auszug der Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei erinnert. Damit wird auch sprachlich auf die jüdischen Wurzeln des Christentums verwiesen, dessen frühe Anhänger namentlich in Kleinasien und Syrien schon am Vortag des Pessach der Kreuzigung und Auferstehung Jesu gedachten. Erst auf dem ökumenischen Konzil von Nizäa im Jahr 325 wurde beschlossen, dass das höchste Fest der Christenheit am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond zu feiern sei, um es so vom jüdischen Pessachfest zu trennen.

Die Ursprünge des deutschen Wortes »Ostern« und des englischen »Easter« liegen dagegen weithin im Dunkeln. Manche Etymologen glauben, dass beide in Zusammenhang mit der Himmelsrichtung Osten (East) stehen, die als Ort der aufgehenden Sonne zugleich ein christliches Symbol für den auferstandenen Jesus Christus ist. Zum ersten Mal übrigens tauchte das Wort »Eostra« im Jahr 738 bei dem englischen Benediktinermönch Beda Venerabilis auf. Dieser knüpfte es an den Namen der heidnischen Frühlingsgöttin »Eostrae«, von dem auch das angelsächsische Wort für April (Eosturmonath) abgeleitet sein soll. Im 19. Jahrhundert machte Jacob Grimm daraus die germanische Göttin »Ostara« und erklärte, dass man deren »Begriff« durchaus zur Bezeichnung des christlichen Auferstehungsfestes verwendet haben könnte.

Nur nebenbei sei erwähnt, dass der Wiener Esoteriker Jörg Lanz von Liebenfels zwischen 1905 und 1931 eine rassistische Zeitschrift herausgab, die ebenfalls den Titel »Ostara« trug und zu deren eifrigen Lesern vorübergehend Adolf Hitler gehörte.

Heute sind nicht wenige Wissenschaftler überzeugt, dass es in der Volkstradition weder eine angelsächsische Göttin namens »Eostrae« noch eine germanische »Ostara« gab. Gleichwohl spricht einiges dafür, dass das Wort »Ostern« tatsächlich heidnischen Ursprungs ist. Denn auch andere Osterbräuche haben nachweislich heidnische Wurzeln. So gehen zum Beispiel das Osterfeuer und das brennende Osterrad auf germanische und keltische Sonnenkulte zur Begrüßung des Frühlings zurück.

Verbreitet ist seit Jahren aber auch die These, dass der im Deutschen gebräuchliche Name Ostern schlicht auf einem Übersetzungsfehler beruht. So lautet die lateinische Bezeichnung für die sogenannte Osteroktav, also die Zeit von Ostersonntag bis zum Weißen Sonntag nach Ostern: »hebdomada in albis« (= Woche in weißen Kleidern). Wie Etymologen nun vermuten, sei »in albis« fälschlich als Plural von »alba« (= Morgenröte) gedeutet und danach durch das entsprechende althochdeutsche Wort »eostarun« wiedergegeben worden. Ob es wirklich so war? Keiner weiß Genaues. Und daher sind künftig wohl weitere Erklärungen zu erwarten, warum Ostern hierzulande Ostern heißt.

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