Islamabad unter Druck

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 2 Min.

Es war Barack Obamas erstes längeres Fernsehinterview seit dem Killerunternehmen gegen Osama bin Laden. Seine Liquidierung auf pakistanischem Boden belastet das Verhältnis zwischen Washington und Islamabad. Eine Woche nach dem tödlichen Angriff hat der USA-Präsident nun den Druck noch verstärkt: »Wir glauben, dass es ein Unterstützer-Netzwerk für Bin Laden in Pakistan gegeben hat.« Das sei etwas, »was die pakistanische Regierung untersuchen muss«.

Der Geheimdienst ISI sei »im besten Fall bewusst blind« gewesen, zitierte die »New York Times« einen CIA-Insider. Was auch fragen lässt, wem noch Unterschlupf gewährt wird. Bin-Laden-Vize Sawahiri soll ebenso gesichtet worden sein wie Mitglieder des Führungsrates der afghanischen Taliban. Regierungschef Yousuf Raza Gilani hat gestern im Parlament alle Vorwürfe als »absurd« zurückgewiesen und eine Untersuchungskommission angekündigt. Pakistan sei entschlossen, »den Terrorismus auszulöschen und ihm sein Staatsgebiet nicht zur Verfügung zu stellen«. Wie der pakistanische Botschafter in den USA ankündigte, würden »Köpfe rollen«, wenn die Untersuchung abgeschlossen sei und »jemandem Komplizenschaft nachgewiesen wird«, so Husain Haqqani in CNN.

Nach dem eigenmächtigen USA-Einsatz in Pakistan gerät die ohnehin durch Terrorangriffe, Konflikte mit den Nachbarn und eine desolate Wirtschaftslage geschwächte Regierung zudem zunehmend unter innenpolitischen Beschuss. Die islamistische Partei Jamat Islami (JI) schloss sich Rücktrittsforderungen an Präsident Asif Ali Zardari durch dessen eigene Volkspartei (PPP) an, weil er die Souveränität des Landes nicht habe schützen können. Sie verlangte auch die Bestrafung der Führung von Armee und ISI. Für den Fraktionschef der wichtigsten Oppositionspartei PML-N, Chaudhry Nisar Ali Khan, war die USA-Operation ein »Mord an unserer Ehre« und zeigte, »dass es in diesem Land keine Regierung mehr gibt«.

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