Nazi-Gegner wird seliggesprochen
Ehrung für Pfarrer Georg Häfner in Würzburg
Würzburg (dpa/ND). Den Nazis bot der unterfränkische Pfarrer Georg Häfner mutig die Stirn. Er verweigerte unter anderem den Hitlergruß und musste dafür qualvoll im Konzentrationslager Dachau sterben – unterernährt, ausgemergelt, krank. Der Pfarrer von Oberschwarzach (Landkreis Schweinfurt) wurde nur 41 Jahre alt. Mit seiner Seligsprechung am Sonntag wird Häfner als Vertreter der christlichen Widerstandskämpfer im Nationalsozialismus eine besondere Ehrung zuteil.
Das Bistum bereitet sich seit Monaten auf dieses Großereignis vor. Eigens für die Zeremonie wurden eine Internetplattform eingerichtet, die Öffentlichkeitsarbeit ausgeweitet, Zusatzgottesdienste veranstaltet und ein Oratorium aufgeführt. Anders als beim kürzlich seliggesprochenen Papst Johannes Paul II. kennt kaum jemand Georg Häfner, der 1942 zu Tode gequält wurde.
Häfners Fürsprecher haben einen langen Atem bewiesen. Die Dachauer Priestergemeinschaft und der Priesterverein der Diözese Würzburg hatten 1985 den Antrag auf Seligsprechung des gebürtigen Würzburgers gestellt. Der Pfarrer starb aus ihrer Sicht den Märtyrertod – und erfüllt damit eine der strengen Regeln des Vatikans, um seliggesprochen zu werden. Selige müssen als Christen ein Vorbild sein und dürfen von den Gläubigen in ihren Ortskirchen verehrt werden.
Etwa 2000 Menschen wollen am Sonntag im Kiliansdom die zweieinhalbstündige Feier verfolgen. Bischof Friedhelm Hofmann wird den Gottesdienst leiten, wie Domdekan Monsignore Günter Putz sagt. »Es ist sehr erfreulich, das Papst Benedikt XVI. die Seligsprechung dezentralisiert hat, um die Ortskirche aufzuwerten.« Das Oberhaupt der katholischen Kirche hatte 2005 entschieden, dass diese Feiern im Regelfall nicht mehr in Rom, sondern im Bistum stattfinden. Damit soll der Unterschied zu Heiligen deutlicher werden.
Magnus Lux, Sprecher der Kirchenreformbewegung »Wir sind Kirche«, hält Selig- und Heiligsprechungen für mittelalterlich, inflationär vollzogen und spricht angesichts von etwa 300 000 Euro Kosten für das Bistum Würzburg von Geldverschwendung. »Das sind unzeitgemäße Formen, die gerade die Leute heute nicht mehr ansprechen.« Lux lobt Häfners Mut zum Widerstand. Aber es habe etliche Priester gegeben, die von den Nazis getötet worden seien. Häfner werde »künstlich hochgejubelt. Das ist der falsche Weg.«
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