Die ThyssenKrupp Verkaufsshow

Stahlkonzern wird umstrukturiert / Weltweit 35 000 Beschäftigte betroffen

  • Haidy Damm
  • Lesedauer: 2 Min.
Um seine Schulden abzubauen und mehr Geld für Investitionen zu haben, steht ThyssenKrupp vor der wohl größten Umstrukturierung des Stahl- und Industriegüterkonzerns. Weltweit sind 35 000 Beschäftigte betroffen.

Besonders Teile der Autozuliefererbranche sowie die gesamte Edelstahlsparte stehen zum Verkauf, Unternehmen mit einem Gesamtumsatz von zehn Milliarden Euro im vergangenen Geschäftsjahr. Das eingenommene Geld werde in Technologien investiert und zum Abbau der mittlerweile auf knapp 6,5 Milliarden Euro angewachsenen Schulden genutzt, berichtete Vorstandsvorsitzender Heinrich Hiesinger gestern im Anschluss an die Aktionärsversammlung in Essen. Investiert werden soll in erster Linie in den Schwellenländern, mehrere neue Produktionsstätten seien beispielsweise in China geplant, so Hiesinger, der den Vorstandsposten erst vor drei Monaten übernommen hat.

Im Rahmen der Maßnahmen zur strategischen Weiterentwicklung werden betriebsbedingte Kündigungen seitens des Konzerns ausgeschlossen. Potenzielle Käufer müssten »ein schlüssiges industrielles Konzept vorlegen und verbindliche Aussagen zur Zukunft der Standorte und Arbeitsplätze machen«, so Hiesinger. Das vereinbarten Vorstand, Konzernbetriebsrat und IG Metall am Mittwoch. Ein neuer Besitzer im Sinne der Vereinbarung muss nach Angeben der IG Metall folgende Kriterien erfüllen: Sicherstellung von Investitionsbereitschaft; Sicherung der Arbeitnehmeransprüche; Vorlage eines industriellen Konzeptes; Sicherung von Zukunft, Standorten und Beschäftigung sowie Erhalt und Ausbau der Mitbestimmungsstrukturen. Bertin Eichler, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der ThyssenKrupp AG, wertete die Vereinbarung als »Meilenstein für ThyssenKrupp und die Beschäftigten«. Für die geplanten Verkäufe ist ein Zeitrahmen von bis zu 1,5 Jahren eingeplant.

Obwohl die ThyssenKrupp AG sowohl im Umsatz wie auch beim Gewinn im Aufwärtstrend liegt, haben die hohen Anlaufverluste durch die neuen Stahlwerke in den USA und Brasilien die Schulden in die Höhe getrieben. Das Stahlwerk in Brasilien ist zudem wegen mangelnder Erfüllung von Umweltauflagen seit längerem in der Kritik. Erst am Donnerstag verfügte die Umweltbehörde Rio de Janeiro wegen anhaltender Umweltbelastungen einen Baustopp einer Kokerei im Stahlwerk Companhia Siderurgica do Atlantico (CSA) in Santa Cruz. Hiesinger zeigte sich am Freitag überzeugt, dass der Baustopp zum Wochenende aufgehoben werde.

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