Jobabbau trotz sprudelnder Gewinne
Die Krise bei den Großbanken ist noch nicht überwunden
Deutschlands größte Banken sparen trotz sprudelnder Profite Personal ein. Die dreizehn Geldgiganten beschäftigten Ende vergangenen Jahres insgesamt 217 724 Mitarbeiter – rund drei Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Im selben Zeitraum stiegen nach Berechnungen von Ernst & Young die Gewinne um zehn Milliarden Euro.
Allerdings kamen die Banken auch aus einem tiefen Keller, in den sie durch die Finanzkrise gefallen waren: 2009 hatten die Kreditinstitute einen Verlust von 5,1 Milliarden Euro eingefahren. 2010 lag der Gewinn nach Steuern bei 5,3 Milliarden Euro. Damit stieg das Konzernergebnis unterm Strich um gut zehn Milliarden Euro. Dieser Aufschwung ist zum großen Teil auf Gewinnsprünge bei Commerzbank und der Bayerischen Landesbank zurückzuführen.
Das absolut höchste Konzernergebnis konnte weiterhin die Deutsche Bank verbuchen, die 2010 nach Steuern 2,3 Milliarden Euro verdient hat – immerhin 2,6 Milliarden Euro weniger als im Vorjahr. Den höchsten Verlust verzeichnete erneut der verstaatlichte Immobilienfinanzier HRE mit 910 Millionen Euro (2009 noch 2,24 Milliarden Euro Verlust). »Der allgemeine Trend war im vergangenen Jahr eindeutig positiv«, kommentiert Dirk Müller-Tronnier von Ernst & Young. »Immerhin zehn der dreizehn Institute schrieben schwarze Zahlen.« Im Vorjahr hatten das nur sechs Banken geschafft.
Doch weiterhin zeigen sich Bremsspuren der Finanzkrise. Schwierig bleibt das eigentliche Geschäft der Kreditinstitute, nämlich Darlehen an Industrie, Gewerbe und Häuslebauer zu vergeben. So sanken die Zinsüberschüsse um durchschnittlich sechs Prozent – vor allem eine Folge der niedrigen Zinssätze. In der Finanzkrise hatten die Zentralbanken ihre Leitzinsen drastisch nach unten abgesenkt. Auch wenn Banken sinkende Zinssätze nur zögerlich an ihre Kunden weitergeben, kassieren sie im Regelfall in Hochzinsphasen mehr Geld. Auf steigende Zinsen hofft die Branche nun auch für 2011.
Nutzen konnte die Kreditwirtschaft zwei andere »externe« Faktoren, auf die sie nur bedingt Einfluss hat. Sie profitierte von steigenden Aktienkursen und von dem starken wirtschaftlichen Aufschwung des Exporteuropameisters Deutschland. »Die Konjunkturentwicklung ist derzeit die wichtigste Stütze des Bankensektors«, stellt Müller-Tronnier klar. Die für Risiken zurückgelegten Milliarden konnten so drastisch reduziert werden.
Im Jahr 2009 hatte man noch 20,2 Milliarden Euro Einnahmen als Risikovorsorge zurückgelegt – ein Jahr später blieben davon nur noch 7,0 Milliarden Euro übrig. Während die Kassen wieder leise klingelten, wurde die Zahl der Beschäftigten (bereinigt um den Zukauf der Postbank durch die Deutsche Bank) um drei Prozent gesenkt. Auch eine Folge des sich verschärfenden internationalen Regelwerks, wie »Basel III«. So versuchen die Banken ihre Bilanzsummen zu verkleinern, um das daran gemessene Eigenkapital zu erhöhen. Dazu werden Geschäftszweige runter gefahren, Beteiligungen verkauft und Firmeneinheiten abgespalten. Dieser Umbau soll weit fortgeschritten sein. Daher werde es 2011 einen flächendeckenden Personalabbau »wohl nicht geben«, heißt es bei Ernst & Young. Die Berater nahmen Deutsche Bank, Commerzbank und HRE, die beiden genossenschaftlichen Spitzeninstitute DZ und WGZ, den Sparkassendienstleister Dekabank sowie sieben Landesbanken unter die Lupe. Jene dreizehn Banken, die sich dem europaweiten Stresstest unterziehen müssen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.