Sicher geheim?

Castortransporte ohne Vorankündigung

  • Peter Nowak
  • Lesedauer: 2 Min.

Wenn künftig Castoren mit Atommüll durch die Republik Richtung Gorleben rollen, wird es keine Meldung über die Route mehr im Internet geben. Bundesumweltminister Norbert Röttgen, den manche wegen seiner AKW-kritischen Töne der letzten Wochen für eine Art Grünen in der CDU halten, ist dafür verantwortlich, dass die Bevölkerung nicht mehr informiert wird. Die Ankündigungen waren von der rot-grünen Bundesregierung im Interesse von mehr Transparenz eingeführt worden.

Sicherheitsgründe seien für die Rücknahme verantwortlich, heißt es auf der Internetseite des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS). Fragt sich, welche Sicherheit? Wohl kaum die der Bürger. Eher wohl die »Sicherheit« vor Protesten. Denn die nach der schwarz-gelben Laufzeitverlängerung für deutsche AKW und dem Desaster von Fukushima enorm gestärkte Umweltbewegung könnte wohl die Transporte von Atommüll in das Zwischenlager Gorleben nicht mehr nur symbolisch stoppen.

Die ersten Reaktionen von AKW-Gegnern machen es wahrscheinlich, dass die Heimlichtuerei die Castorgegner eher noch motiviert. »Die Atommülldebatte kommt endlich auch in Fahrt, in Gorleben dürfen nicht weiter Fakten geschaffen werden«, meinte der Sprecher Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg Wolfgang Ehmke.

Angewiesen sind die AKW-Gegner ohnehin nicht auf die Informationen auf der BfS-Homepage. Schließlich haben sich auch in der Vergangenheit die lokalen Initiativen in mühevoller Kleinarbeit mit aktuellen Informationen versorgt. Diese Detektivarbeit an der Basis dürfte auch beim nächsten Transport funktionieren. In Zeiten moderner Kommunikationstechnologien ist das auch wesentlich einfacher geworden als in den Anfangsjahren des Protests. Zudem wird das Selbstbewusstsein einer Initiative gestärkt, wenn sie sich die nötigen Informationen selber besorgen kann. Deshalb schwächt die Heimlichtuerei nicht die Castorgegner, sondern belegt einmal mehr die Hilf- und Ratlosigkeit des Staates.

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