Vorfahrt für Elektroautos
Greenpeace kritisiert »grünes Mäntelchen für das Statussymbol Auto«
Bisher rollen in Deutschland erst 2300 Elektroautos, bis 2020 sollen es eine Million sein. Die Politik hat Anreize zugesagt und hofft nicht nur auf tausende neuer Jobs, sondern auch auf einen Leitmarkt Deutschland.
Berlin (dpa/ND). Politik, Industrie, Gewerkschaften und Wissenschaft wollen den Markt für Elektro-Autos gemeinsam anschieben und Deutschland an die Spitze bringen. Deutschland solle zum Leitanbieter und Leitmarkt werden, sagte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montag in Berlin nach Gesprächen mit E-Auto-Experten.
Der Bund will bis zum Jahr 2020 eine Million E-Autos und bis 2030 mindestens sechs Millionen Elektrofahrzeuge auf die Straßen bringen. Der Strom für E-Autos soll aus erneuerbaren Quellen gewonnen werden. Bis 2014 solle der E-Auto-Markt zunächst vorbereitet werden. Der beginnende Massenmarkt werde für den Zeitraum zwischen 2018 und 2020 angepeilt.
Hierfür will die Politik neben einer weiteren Milliarde Euro bis 2013 für Forschung und Entwicklung auch mit Steueranreizen und Sonderrechten für E-Autos im Straßenverkehr unterstützen, sagte die Kanzlerin nach Vorlage des 2. Berichts der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE). Eine einfache Kaufprämie sei nicht die richtige Antwort. Die Wirtschaft habe die Anreize begrüßt und wolle in den nächsten drei bis vier Jahren 17 Milliarden Euro investieren.
Das Kabinett wird nach Angaben von Merkel an diesem Mittwoch ein Regierungsprogramm zur Förderung von Elektromobilität beschließen. Nachdem die Regierung mehrfach vor einem Subventionswettlauf in Europa gewarnt hatte und sich strikt gegen Kaufprämien von mehreren tausend Euro pro Auto wendet, will sie die Forschungsgelder verdoppeln und Steuererleichterungen als Flankierung gewähren.
Derzeit sind ausschließlich reine Elektro-Pkw für fünf Jahre von der Kraftfahrzeugsteuer befreit. In Zukunft sollen alle bis zum 31. Dezember 2015 erstmals zugelassenen Pkw und Nutzfahrzeuge, die rein elektrisch angetrieben werden oder einen CO2-Ausstoß von unter 50 Gramm pro Kilometer nachweisen, für zehn Jahren von der Steuer befreit werden. Die Dienstwagenbesteuerung soll so geändert werden, dass E-Autos nicht weniger attraktiv sind als herkömmliche Wagen. Im Straßenverkehr soll es neben speziellen Parkflächen auch Sonderfahrspuren geben.
Ein Hauptproblem bleiben die Batterietechnik und die bisher fehlende Ladeinfrastruktur. Denn es gibt keine ausreichende Reichweite der Batterien, so dass das Elektroauto in seiner jetzigen Form eher als Stadtauto geeignet wäre.
Die Umweltorganisation Greenpeace kritisierte, dass es der NPE »allein um Systemerhalt« gehe. »Sie versuchen nur, dem unangetasteten Statussymbol Auto ein grünes Mäntelchen umzuhängen. Die Frage, ob das Auto mit Elektroantrieb oder mit Biogas fährt, bleibt solange sekundär, solange die Autoindustrie weiter große und ineffiziente Fahrzeuge baut«, sagte ihr Klima- und Verkehrsexperte Wolfgang Lohbeck.
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