In Smaragdgrün zur historischen Visite
Der Irland-Besuch der britischen Königin ist vor allem für die Protestkultur der Insel ein Ereignis
Proteste linker und irisch-republikanischer Gruppen stellen die irische Polizei vor ihren bisher größten Einsatz. Nach Angaben des irischen »Independent« sind dafür 8000 Beamte abgestellt, unterstützt von bis zu 2000 Soldaten. Die nordirische Polizei schickte Wasserwerfer nach Dublin.
Die Irland-Reise von Königin Elizabeth II. ist der erste Besuch eines britischen Monarchen auf der Insel seit deren Unabhängigkeitserklärung im Jahr 1922. Die Königin besucht neben Dublin auch die südirische Stadt Cork sowie die Ortschaft Kildare nahe Dublin. In der Nachbargemeinde Maynooth entschärften Experten der Armee in der Nacht zu Dienstag eine Bombe, die in einem Bus versteckt war. Der Sprengsatz habe im Gepäckfach des Busses in Maynooth gelegen und sei am späten Montagabend entdeckt worden, hieß es. Am Dienstagmorgen war eine kontrollierte Explosion ausgelöst worden. Der Vorfall wird derzeit weiter untersucht.
Bei ihrem Empfang im Amtssitz der irischen Präsidentin Mary McAleese gab es für die Queen keinen Knicks und keine Verbeugung; lediglich Händeschütteln war angesagt. Premierminister Enda Kenny sah der Monarchin ins Gesicht und drückte für die Fotografen lange ihre Hand. Der Verzicht auf die Verbeugung zeige den Regierungschef und die Königin als »Gleiche, die sich gegenüberstehen«, kommentierte BBC. Es solle auf keinen Fall der Eindruck entstehen, »Herrscher und Untertan« träfen zusammen.
Überhaupt spielt die Symbolik bei der viertägigen Reise des Gastes aus London durch Irland eine wichtige Rolle. Aufgrund der mehrhundertjährigen Kolonialgeschichte und des Nordirland-Konflikts gilt das Verhältnis zwischen Großbritannien und Irland weiterhin als gespannt. Wohl nicht zuletzt deshalb trug die Queen bei ihrer Ankunft in Dublin die irische Symbolfarbe Smaragdgrün.
Begleitet wird Elizabeth unter anderen von ihrem Mann Prinz Philip, vom britischen Premierminister David Cameron und von Außenminister William Hague. Das Protokoll sieht Gespräche mit der irischen Präsidentin Mary McAleese und dem Ministerpräsidenten Enda Kenny vor.
Monarchiekritiker planten eine zentrale Demonstration in Dublin. Die republikanisch-sozialistische Partei Éirígíruft rief zu einem Marsch auf das Dublin Castle auf. Dort trifft zeitgleich die englische Delegation mit führenden Vertretern aus Politik und Wirtschaft aus Irland zusammen.
Proteste sind auch geplant, wenn die Queen das Dubliner Stadion Croke Park besucht, Heimstätte für traditionelle irische Sportarten. Im Jahr 1920 war das Stadion Schauplatz eines Massakers der britischen Armee. Soldaten eröffneten das Feuer auf Zuschauer eines Fußballspiels und töteten 14 Zivilisten.
Die irische Linkspartei Sinn Féin kündigte ebenfalls Proteste an. Parteichef Gerry Adams äußerte, die britische Einmischung in irische Angelegenheiten sei geprägt von »Invasion, Besatzung, Unterwerfung und einem Kreislauf aus irischem Widerstand und britischer Repression«. Er sprach sich für neue Beziehungen zwischen Iren und Briten auf der Basis von »Gleichberechtigung und gegenseitigem Respekt« aus.
Sinn Féin nahm den hohen Besuch zum Anlass, um an verheerende Bombenanschläge aus dem Jahr 1974 zu erinnern. Die pro-britische Ulster Volunteer Force (UVF) hatte am Nachmittag des 17. Mai 1974 nahezu zeitgleich drei Autobomben in Dublin sowie eine vierte Bombe in Monaghan an der Grenze zu Nordirland gezündet. 33 Menschen starben, über 300 wurden verletzt. Obwohl die UVF später die Verantwortung für die Anschläge vom Mai 1974 übernahm, vermuten Experten britische Sicherheitskräfte als Drahtzieher der Attacken. Uschi Grandl vom Internetportal Info Nordirland äußerte dazu: »Es gilt als sicher, dass der britische Geheimdienst die Anschläge steuerte. Die britische Regierung verweigert bis heute den Zugang zu ihren Archiven. Im Jahr 2008 forderte das irische Parlament in einer Resolution die britische Regierung auf, diese Informationen nicht länger zurückzuhalten.« Bisher ergebnislos.
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