Seltene Metalle bergen Konfliktpotenzial
Forschungsprojekt zeigt Möglichkeiten zur Vermeidung von Engpässen und Umweltzerstörung auf
Zum Bau von Windkraftanlagen werden nicht nur große Mengen an Stahl benötigt, sondern bei immer mehr Modellen auch größere Mengen seltener Metalle. Während Dysprosium maximale magnetische Wirkung mit Korrosionsbeständigkeit vereint, ist Neodym für besonders effiziente Generatoren nötig, die Getriebe überflüssig machen. Doch die Verwendung von Neodym hat einen Haken: Der wichtigste Lieferant (97 Prozent) ist China und dort führt die Gewinnung des Elements zu immensen Umweltschäden.
Neodym und Dysprosium sind indes nur zwei von insgesamt 17 heiß begehrten seltenen Metallen. Besonders gefragt sind diese in der militärischen wie zivilen Hochtechnologie, wozu auch die Umwelttechnologie gehört. Das Dilemma ist, so die kürzlich erschienene Fallstudie »Rohstoffkonflikte nachhaltig vermeiden« vom Wuppertal-Institut und vom Consultingunternehmen Adelphi, dass sich die allermeisten dieser Metalle kaum ersetzen lassen. Angesichts der Monopolstellung Chinas auf dem Weltmarkt ergeben sich für die Verbraucher Risiken, so die Autoren der Studie, die einen weiter wachsenden Bedarf der Werkstoffe prognostizieren. Doch da China – auch wegen der auftretenden Umweltschäden – nicht größere Mengen fördern möchte, sind Engpässe programmiert. Co-Autorin Moira Feil weist darauf hin, dass China seine Monopolposition zur Entwicklung der eigenen High-Tech-Industrie nutzt. Ob man diese auch als außenpolitisches Druckmittel einsetzen wird, sei nicht auszuschließen.
Doch nicht nur im Bereich der seltenen Erden nahmen die Adelphi-Fachleute den Markt unter die Lupe. Studien zur Lithiumförderung in Bolivien, zur Kupfer- und Kobaltförderung in Kongo und zur Nabucco-Pipeline gehören ebenfalls zu dem vom Umweltministerium geförderten Forschungsprojekt. Dieses kommt zu dem Ergebnis, dass politische Stabilität in den Produktionsländern ebenso bedeutend ist wie die Berücksichtigung von Sozial- und Umweltstandards beim Abbau von Rohstoffen, um eine reibungslose Versorgung zu gewährleisten. Deshalb wird ein Frühwarnsystem vorgeschlagen – ein »Risikoradar« für bestimmte Industriesektoren und/oder spezifische Technologien. Ein Monitoringsystem solle dabei Daten zur Rohstoffverfügbarkeit und zum soziopolitischen Umfeld sowie zu potenziellen Konfliktherden sammeln und auswerten. Dadurch ließen sich im Idealfall absehbare Engpässe vermeiden. Zumindest könnte erreicht werden, dass sich die Unternehmen auf potenzielle Engpässe oder Lieferausfälle einstellen könnten, um sich eventuell anderweitig zu versorgen.
Dabei müssen die Entscheidungsträger, so die Ergebnisse der Studien, aber auch unbeabsichtigte Folgen ihres Handelns mit einkalkulieren. So zum Beispiel die Folgen der steigenden Verwendung von Neodym in der Windkraftbranche. Die Kehrseite ist bei hiesigen Unternehmen offenbar kaum bekannt. Auch dabei kann ein zugängliches »Risikoradar« durchaus für Abhilfe sorgen – allerdings auch eine einfache Recherche zum Werkstoff.
Die Studien des Forschungsprojekts finden sich im Internet unter www.adelphi.de/de/publikationen/ dok/43463.php.
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