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Neue Gedenktafel eingeweiht

Todesmarschüberlebender bemühte sich um Stele für die Erinnerung an alle Alliierte

  • Elvira Grossert
  • Lesedauer: 2 Min.
Zwi Steinitz überlebte den Todesmarsch aus dem Konzentrationslager. Auf seine Anregung hin wurde eine weitere Gedenktafel am Störkanal nahe Schwerin aufgestellt.
Zwi und Regina Steinitz (dritte und zweite von rechts) an der neuen Erinnerungstafel
Zwi und Regina Steinitz (dritte und zweite von rechts) an der neuen Erinnerungstafel

»Es ist für mich ein ganz besonderes Ereignis« gesteht Zwi Steinitz aus Israel sichtlich ergriffen. Für den Überlebenden des Todesmarsches des Konzentrationslagers Sachsenhausen geht ein großer Wunsch in Erfüllung. Am Ort seiner Befreiung, am Störkanal vor den Toren der mecklenburgischen Stadt Schwerin, wurde am Dienstag eine neue Erinnerungstafel zum Ende des Todesmarsches eingeweiht.

Am Störkanal, der zwischen Schwerin-Mueß und Raben Steinfeld in den Schweriner See mündet, trafen Anfang Mai 1945 amerikanische und sowjetische Truppen aufeinander. US-Truppen besetzten am 2. Mai 1945 die Stadt Schwerin. Am 3. Mai erreichten die ersten Einheiten der Roten Armee die Stör und nahmen am folgenden Tag das Gebiet östlich des Kanals ein. Damit waren die Reste der Nazitruppen besiegt und die Häftlinge der Konzentrationslager Sachsenhausen und Ravensbrück, die sich auf Todesmärschen in Richtung Schwerin befanden, gelangten in Freiheit. Ihre Bewacher hatten sich vorher abgesetzt oder gerieten in Gefangenschaft.

Gedenken seit 1949

Die historische Straße zur Stör erhielt bereits 1949 den Denkmalschutzstatus. Anfang der 50er Jahre wurde ein Gedenkstein zur Erinnerung an die Befreiung der Häftlinge durch die sowjetische Armee aufgestellt. 1973 schuf der Berliner Bildhauer Gerhard Thieme die Plastik »Die Mutter«. Sie steht für das namenlose Leid der Mütter aller Nationen. 1976 wurde die Plastik um vier Relieftafeln ergänzt.

Zwi Steinitz, der heute in Tel Aviv lebt, besuchte im April 2009 die Gedenkstätte in Raben Steinfeld unweit der Störbrücke. Er fand keinen Hinweis auf das historische Zusammentreffen der Alliierten und die Befreiung der Häftlinge von Gruppen durch amerikanische Truppen. Er regte deshalb die Schaffung einer ergänzenden Erinnerungstafel. Mit Hilfe der Leiterin der Gedenkstätte Todesmarsch im Belower Wald, Carmen Lange, dem Bürgermeister von Raben Steinfeld Horst-Dieter Kobi und vieler anderer wurde sein Wunsch Wirklichkeit.

Tafel in deutscher und englischer Sprache

Auf der neuen von Bernd Streiter geschaffenen Tafel werden in deutscher und englischer Sprache die Ereignisse im Mai 1945 dargestellt und die Geschichte der Gedenkstätte erzählt.

Dabei kommt Zwi Steinitz zu Wort: »Ich befand mich gerade vor der Brücke, als ein deutscher Panzer erschien. Der im Turm stehende Soldat fragte den uns begleitenden SS-Mann: ›Wohin?‹ Der wies in die Richtung Schwerin. Darauf erwiderte der Soldat: ›In Schwerin sind bereits die Amerikaner!‹ Der SS-Mann sagte: ›Aber hinter uns sind schon die Russen!‹«

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