Sie ist klein aber rührig: die KP Luxemburgs. Einmal im Jahr organisiert ihre Tageszeitung »Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek« ein großes Wiesenfest. Heuer am letzten Juniwochenende.
Der Speiseplan bot ein breites Spektrum. Am ersten Festtag standen lokale Luxemburger Gerichte wie »Päerdsgulasch« und »Päerdssteak« auf dem Speiseplan. Wer jedoch das Tier lieber reitet als zu verspeisen, konnte sich tags darauf mit Spezialitäten aus Kuba erfreuen, wie zum Beispiel Spanferkel mit gebratenen Bananen oder Mandioca mit schwarzem Reis, die ein Koch von der tropischen Insel authentisch zubereitete.
Das alljährliche »Wisefests« der »Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek«, der Tageszeitung der KP Luxemburgs, fand bei gutem Wetter in familiärer Atmosphäre in Sanem, im industriellen Südwesten nahe der Grenze zum französischen Lothringen statt. Aus dem nahen Saarland waren die PDS und die DKP mit je einem Informationsstand vertreten. Ebenso einige kommunistische Delegationen aus anderen europäischen Ländern. Ali (Aloyse) Ruckert, Chefredakteur der Zeitung und zugleich Chef der KP Luxemburgs, berichtete, dass seine Partei über 400 Mitglieder hat, und das »bei etwa 460000 Einwohnern« des Großherzogtums. Auf Deutschland hochgerechnet wären das 70000.
Der Berliner Kurt Julius Goldstein, Ehrenpräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees, fand denn auch das Gespräch mit den Luxemburger Genossen »sehr erfrischend«. Denn in den Reden und Vorträgen, aber auch in der Zeitung selbst, wurde deutlich, dass die Luxemburger Kommunisten nicht davor zurückschrecken, weiterhin von Klassengegensätzen und Imperialismus zu sprechen, wenn sie die Ursachen der Kriege und Krisen in der Welt und zu Hause benennen wollen.
Derlei Geradlinigkeit zeitigt Erfolge. So konnte die KP Luxemburgs, die sich jüngst ein neues Grundsatzprogramm gegeben hat, allein letztes Jahr über 100 neue Mitglieder einschreiben, die ohne Werbekampagne zur Partei gekommen sind. Die Partei betrachtet ihre Mitwirkung in dem 1999 gebildeten Wahlbündnis »Die Linke« als »Ausdruck der Notwendigkeit, linke gesellschaftsverändernde Kräfte zu bündeln und ihnen damit bessere Voraussetzungen zu schaffen, um in der Gesellschaft Gehör zu finden«.
Anders als in Deutschland, insbesondere in der alten BRD, gibt es in der Luxemburger Bevölkerung keine Berührungsängste mit den Kommunisten, die nach wie vor als Hauptkraft des Widerstandes gegen die Nazis auch als Patrioten anerkannt und geehrt werden. Das äußert sich u.a. darin, dass die »Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek« ebenso wie die bürgerlichen Zeitungen von der Regierung subventioniert wird.
Kurt Goldstein erzählte vor einem sehr interessierten Publikum aus seinem Leben, von seiner Flucht als Jungkommunist vor den Nazis zu seinem Onkel in Luxemburg, dann nach Frankreich, um nach einem mehrjährigen Aufenthalt schließlich in Palästina Zuflucht zu suchen. Aber nicht für lange, denn als es darum ging, in Spanien gegen die Franco-Faschisten zu kämpfen, zögerte er nicht, sich den internationalen Brigaden anzuschließen. Nach der Niederlage der spanischen Republik ging es ins Internierungslager in Frankreich, von wo ihn die Nazis nach dem Sieg über die französische Armee im Viehwaggon nach Auschwitz verfrachteten. Aber auch dort gab Goldstein nie auf und organisierte im Rahmen seiner Möglichkeiten gemeinsam mit anderen Genossen im Außenlager den Widerstand und in der angeschlossenen Kohlengrube die Sabotage. Kurt Goldstein, der trotz seiner fast 88 Jahre noch sehr rüstig und kämpferisch auftrat und der kein Hehl daraus machte, dass er immer noch Kommunist ist, trotz alledem, fand in Luxemburg begeisterte Zuhörer.
Politisch ging es dann am Sonntag weiter mit einer Podiumsdiskussion zum Thema: »US-Amerikanischer Kreuzzug gegen den Rest der Welt?«, an dem sich auch die Zuhörer mit Eifer beteiligten. Ebenso fand »Die Kriegsshow«, eine politische Satire einer Studentengruppe aus Trier, bei den Zuschauern Anklang. Dazwischen gab es immer wieder Musikeinlagen und Aufführungen einer Volkstanzgruppe. Ein rundum gelungenes Fest.
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