Gewiefter Stratege übergibt an Zuhörerin

Kramp-Karrenbauer will Saarland christdemokratischer und die Christdemokraten diskussionsfreudiger machen

  • Oliver Hilt, Saarbrücken
  • Lesedauer: 2 Min.
Annegret Kramp-Karrenbauer ist die neue Chefin der Saar-CDU. 326 Delegierte stimmten am Wochenende auf einem Parteitag in Dillingen/Saar erstmals für eine Frau an der Parteispitze, lediglich zehn votierten mit Nein. Bei den großen landespolitischen Themen will sie auf Kontinuität und in der Partei auf »Querdenker« setzen. Ihr Vorgänger Peter Müller wurde zum Ehrenvorsitzenden der Landespartei gekürt.

Die 48-jährige Frau an der Spitze der Landespartei bekam mit über 95 Prozent Zustimmung einen Vertrauensvorschuss – gepaart mit einer gehörigen Portion Erwartungshaltung. Nach der fast 16-jährigen Müller-Ära will Kramp-Karrenbauer – derzeit auf Zuhörtour an der Basis – die Partei wieder zu einer »Stätte spannender und lebendiger Diskussion« machen.

Der Weg dorthin dürfte alles andere als leicht sein. Denn die Partei, zehn Jahre absolute Mehrheit gewohnt, hatte bei der Landtagswahl 2009 einen Absturz von 47,5 auf 34,5 hinnehmen und etliche Kröten im Koalitionsvertrag mit FDP und Grünen schlucken müssen. Ein Brocken, der noch lange nicht verdaut ist. Zum neuen Parteivize hatten die Delegierten erwartungsgemäß Innenminister Stephan Toscani gewählt, der selbst lange Zeit als möglicher Müller-Nachfolger im Gespräch war. Und sie gaben ihm sogar zwei Stimmen mehr als der neuen Chefin. Da mag sich mancher noch an den eindringlichen Hinweis aus Müllers Abschiedsrede erinnern. Der hatte die große Geschlossenheit der Partei als eine ihrer größten Stärken betont. Egal, wie es es Zoff gegeben habe, »nach draußen gedrungen ist nichts«. Müller hatte sich gewohnt rhetorisch brillant verabschiedet, aber auch seiner Partei eindringlich mit auf den Weg gegeben, Politik aus ihrem »Markenkern«, dem christlichen Menschenbild heraus zu gestalten.

Dass Bundesparteichefin und Kanzlerin Angela Merkel ihn einer Videobotschaft vom G-8-Gipfel als »gewieften Strategen« würdigte, war sicherlich eine Genugtuung für das politische Alphatier. Sichtlich gefreut hat er sich jedenfalls, als der Parteitag ihn per Akklamation auf Vorschlag seiner Nachfolgerin zum Ehrenvorsitzenden erhob.

Der zweite Teil seines Abschieds von der aktiven Politik soll am 10. August folgen, wenn der Landtag mit Annegret Kramp-Karrenbauer zum ersten Mal eine Frau an die Regierungsspitze des Landes wählen will.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.