Traumhotel am Ostseestrand
Das »Neptun« in Warnemünde wird 40 Jahre alt. Die Broiler-Bar erinnert noch an die Anfänge
Rostock. Eines der Wahrzeichen von Rostocks feinem Seebad Warnemünde, das Hotel Neptun, feiert in dieser Woche Geburtstag. Seit nunmehr 40 Jahren beherbergt das von Schweden gebaute frühere Prunkstück des DDR-Tourismus seine Gäste direkt am Strand. Für viele DDR-Bürger blieb ein Aufenthalt in dem Haus mit seinen 19 Stockwerken allerdings ein Traum. Daran erinnert sich auch Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Jürgen Seidel (CDU): »Früher war ein Aufenthalt als Feriengast nicht denkbar. Einmal ist es mir irgendwie gelungen, in die Sky Bar zu kommen. Und als das Dach sich öffnete und Himmel und Meer sichtbar waren, da kam Sehnsucht auf, nach Weite und Meer.«
Alle Zimmer mit Meerblick
Heute ist das Hotel für jeden offen. Für jeden freilich, der sich den Aufenthalt in dem Fünf-Sterne-Haus leisten kann. Es hat sich seit der Wende zu einem der führenden Häuser in der Thalasso-Therapie, der Behandlung körperlicher Beschwerden mit Hilfe von Meerwasser entwickelt. »Diesen Weg werden wir weitergehen«, sagt Hotelchef Guido Zöllick. »Das Thema Gesundheit, Ernährung und bewusstes Leben ist die Zukunft des Hauses.« Das Konzept mit allen wichtigen Einrichtungen dafür unter einem Dach scheint aufzugehen. Laut Zöllick ist das Hotel durchschnittlich zu 70 Prozent ausgelastet – ein Wert weit über dem Branchenschnitt.
Rund acht Millionen Menschen haben seit 1971 in dem Haus Urlaub gemacht – in einem der 337 Zimmer, von denen jedes Meerblick bietet. In den ersten 20 Jahren waren es hauptsächlich verdiente Werktätige für 300 Mark pro Woche, aber auch Prominenz. Einer der bekanntesten Besucher war Kubas Staatschef Fidel Castro. Auch westdeutsche Politiker wie Helmut Schmidt trugen sich ins Gästebuch ein. Derlei Besucher waren wohl ein wesentlicher Grund, weshalb die Stasi ein besonderes Interesse für das Neptun entwickelte. So ist laut Stasiunterlagenbehörde in Rostock bekannt, dass von der Gründung bis zur Wende rund 250 Inoffizielle Mitarbeiter des DDR-Geheimdienstes im Hotel tätig waren.
Solche Details aus der DDR-Vergangenheit – die Stoff für Dokumentarfilme und Bücher bieten – stellt der 41-jährige Zöllick gar nicht in Abrede. Er fügt aber hinzu: »Da ist viel Abenteuererzählerei dabei.« Zudem werde auch heute manchmal überwacht, nun aber offiziell, wie er betont. Als jüngst etwa die FDP-Führung bei ihrem Rostocker Bundesparteitag im Hotel nächtigte und gleichzeitig die CDU-Innenminister im Haus tagten, da sei die Hotellobby voll gewesen mit Sicherheitsleuten.
Von der DDR-Vergangenheit ist außer Erinnerungen an das eigene Hotelgeld und an Tauschgeschäfte mit der ganzen Welt, um Luxuswaren zu bekommen, wenig geblieben. Ein Relikt ist die legendäre Broiler-Bar im Erdgeschoss, in der – für ein Fünf-Sterne-Haus eher ungewöhnlich – noch immer knusprige Hähnchen serviert werden. »Von der Angebotspalette, den Rezepturen und auch der Einrichtung her ist es das, was wir zu DDR-Zeiten hatten«, sagt Zöllick.
Ein zweites Haus entsteht
Vor Kurzem hat der Bau eines zweiten Hauses in unmittelbarer Nachbarschaft begonnen. Im Jahr 2013 soll es fertig sein. Mit zehn Stockwerken und rund 200 Zimmern wird es aber deutlich kleiner als das Mutterhaus. Ziel ist es laut Zöllick, mit niedrigeren Zimmerpreisen und zwei Sternen weniger eine andere Klientel anzusprechen und für einen Urlaub an der Ostseeküste zu begeistern. Die Zimmerpreise des 40-Millionen-Euro-Projekts sollen bei etwa 100 Euro liegen.
Zusätzliche Gäste sollen endlich auch wieder Leben in das frühere Spaßbad »Samoa« bringen, das im April 2002, gut ein Jahr nach der Eröffnung, pleitegegangen war und heute den Blick auf den Strand trübt. 29 Millionen Euro wurden buchstäblich in den Sand gesetzt.
Das neue Hotel und das Bad mit einem 25-Meter-Becken, einem Außenbecken – beide mit Ostseewasser gefüllt – sowie einem SPA- und Wellnessbereich werden eine direkte Verbindung haben. Mit der Eröffnung des neuen Hauses werde die Zahl der Mitarbeiter von derzeit rund 290 auf knapp 400 steigen, sagt Zöllick.
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