Die Vertragsfalle mit der Partnervermittlung

Kundenfang mit Methode

  • Lesedauer: 2 Min.

Wenn hinter scheinbar privaten Anzeigen professionelle Partnervermittler stehen, die Partnersuchenden Verträge in der Wohnung aufschwatzen wollen, ist Vorsicht geboten. »Sofortkasse, untergeschobene Unterschriften und nachteilige Klauseln ziehen Betroffenen Geld aus der Tasche«, warnt die Juristin Sabine Fischer-Volk von der Verbraucherzentrale Brandenburg.

Wenn man auf persönlich gehaltene Partnergesuche in einer Zeitung reagiert, entpuppt sich mitunter der Annoncierende später oft als Lockvogel für eine professionelle Partnervermittlung, wie der nachfolgende Fall zeigt: Als der 80-jährige Herr B. »eine Partnerin zum Reden, Bummeln und für Ausflüge« suchte, rief die 84-jährige Frau G. sofort an und landete bei einer »Senioren-Freundschaftsvermittlung« aus Gera. Die drängte auf einen Hausbesuch und dann auf einen unbefristet laufenden Partnervermittlungsvertrag. Für die bloße Vermittlung von Adressen sollte Frau G. eine »nicht rückzahlbare Verwaltungsgebühr« in Höhe von 480 Euro sowie jeden Monat weitere 50 Euro bezahlen.

»Einen in so einer Überrumpelungssituation unterschriebenen Vertrag kann man widerrufen«, klärt Sabine Fischer-Volk auf. Dazu habe man 14 Tage nach Aushändigung der Widerrufsbelehrung Zeit, bei nicht ordnungsgemäßer Belehrung und Aushändigung des Schriftstücks sogar länger. Man sollte also die Übergabe nur bestätigen, wenn man das Schreiben auch wirklich bekommen hat.

»Außerdem kann man einen Partnervermittlungsvertrag zu jeder Zeit auch ohne Begründung kündigen, am besten nachweislich per Einwurf-Einschreiben«, rät die Juristin und beruhigt: »Da Partnervermittlungshonorare nicht gerichtlich eingeklagt werden können, muss man keine Angst vor Forderungen haben.« Auch die Vermittlung von Kontaktadressen zur gemeinsamen Freizeitgestaltung ist laut Bundesgerichtshof als Partnervermittlung einzustufen (BGH-Urteil vom 4. März 2004, Az. II ZR 2124/03).

Gerade weil sie Honorare nicht einklagen können, verlangen Partneragenturen oft das komplette Vermittlungshonorar von mehreren hundert Euro sofort. Sie lassen sich Überweisungsträger oder Lastschriftaufträge unterzeichnen, berichten klagende Verbraucher in den Beratungsstellen. »Dieses Geld ist in der Regel weg«, warnt Fischer-Volk, »das Risiko unbrauchbarer Partnervorschläge trägt der Partnersuchende dann allein.« Daher sollten Partnersuchende unbedingt jegliche Vorkasse vermeiden.

Die Verbraucherschützer empfehlen vor jeglicher Kontaktaufnahme einen Blick in den Ratgeber der Verbraucherzentralen »Gesucht: Neue Liebe« für 9,90 Euro mit nützlichen Tipps auf 192 Seiten.

Ratsuchende wenden sich an die Verbraucherberatungsstellen: Terminvereinbarung unter 01805 00 40 49 montags bis freitags 9 bis 16 Uhr (14 Ct/min im deutschen Festnetz, mobil max. 42 Ct/min) oder am Beratungstelefon 09001 775 770 montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr (1 Euro/min im deutschen Festnetz, Mobilfunk abweichend).

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.