50 Prozent wären möglich

BUND: Erneuerbare-Energien-Gesetz wenig ambitioniert

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Umweltverband BUND und die Hersteller von Windkraftanlagen fordern Nachbesserungen am Gesetzespaket zur Energiewende. Beide Verbände kritisierten am Donnerstag in Berlin die darin enthaltene Benachteiligung von Windkraftanlagen an Land. Zudem sei der angestrebte Anteil erneuerbarer Energien von 35 Prozent bis 2020 viel zu niedrig angesetzt.
So sieht Bürgerwindkraft aus.
So sieht Bürgerwindkraft aus.

Wenn der Naturschutzbund BUND eine Pressekonferenz zusammen mit einem Interessenverband der Industrie ausrichtet, dann ist das schon ungewöhnlich. Das musste auch der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger am Donnerstag zugeben: »Es ist für uns nicht selbstverständlich, mit der Industrie zusammenzuarbeiten.« Doch in diesem Fall sei man mit dem Bundesverband WindEnergie einer Meinung: »Der massive Ausbau der Windenergie an Land ist eine zentrale Voraussetzung für den Atomausstieg«, so Weiger. Das entsprechende Gesetzespaket der Bundesregierung zur Energiewende behindere jedoch den Ausbau der Windkraft an Land, warnte der BUND-Chef.

In der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) ist unter anderem eine Kürzung der Vergütung für diese Windkraftanlagen vorgesehen. Die Bundesregierung will stattdessen den Ausbau riesiger Offshore-Windanlagen im Meer begünstigen. Und damit natürlich auch die großen Stromkonzerne. Denn nur diese verfügen über die finanziellen Mittel, solche Milliardeninvestitionen zu stemmen. Dabei ginge es auch anders. So fordert der BUND stattdessen »Bürgerwindanlagen« in kommunaler Hand, damit die »Wertschöpfung auch vor Ort erfolgt«. Vor allem in den süddeutschen Bundesländern wie Baden-Württemberg und Bayern gebe es noch »großes Ausbaupotenzial«. Nötig sei dafür aber ein »Ausbau nach Plan«, unterstrich Weiger. Der Präsident des Bundesverbandes WindEnergie, Hermann Albers, verwies auf eine von seiner Organisation in Auftrag gegebene Studie des Fraunhofer-Institutes, wonach etwa zwei Prozent der jeweiligen Landesfläche für die Windenergienutzung zur Verfügung stünden. Würde man dieses Potenzial nutzen, so Albers, könne man bis zu 65 Prozent des deutschen Strombedarfs decken.

Auch der BUND-Chef Weiger zeigte sich überzeugt: »Die erneuerbaren Stromquellen haben mehr Potenzial, als die Bundesregierung glaubt.« Gleichzeitig warf der Verbandsvorsitzende der schwarz-gelben Koalition vor, die »Wende hin zu 100 Prozent regenerativem Strom« nicht zu wollen. Weiger kritisierte die wenig ambitionierten Ausbauziele in der EEG-Novelle. Statt des von der Bundesregierung vorgesehenen 35-Prozent-Anteils Erneuerbarer bis 2020 plädierte Weiger für eine Erhöhung auf 45 Prozent. »Selbst 50 Prozent wären möglich«, so der BUND-Vorsitzende. Nur durch so ambitionierte Ziele könne der Ausbau der klimaschädlichen Kohlekraftwerke verhindert werden, mit denen die Regierung den Ausstieg aus der Kernenergie abfedern will.

Weiger beklagte zudem, dass energieintensive Industrien noch stärker als bisher von den Kosten ausgenommen werden sollen. Allein aufgrund dieser Ausnahmen zahlten die Verbraucher schon jetzt jährlich zwei Milliarden Euro, »die eigentlich die Industrie zahlen müsste«. Diese Quersubventionierung hat offenbar negative Folgen: Nach Angaben des BUND ist der Stromverbrauch der Industrie in den letzten 10 Jahren um stolze 30 Prozent angestiegen.

Ob die Änderungswünsche Weigers Gehör finden, bleibt abzuwarten. Die Zeit drängt allerdings: Die entscheidenden Beratungen zum EEG im Bundestag sollen bereits am 30. Juni stattfinden.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.