Im Dienste der Königin

Der Halberstädter Orgelbaumeister Reinhard Hüfken ist längst auch international gefragt

  • Uwe Kraus, Halberstadt
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Orgelbau hat in Halberstadt (Sachsen-Anhalt) eine fast 1000-jährige Tradition. Seit 32 Jahren betreibt auch Orgelbaumeister Reinhard Hüfken dort seine Werkstatt.
Meister Hüfken in seiner Halberstädter Werkstatt
Meister Hüfken in seiner Halberstädter Werkstatt

Wo man in der Werkstatt von Reinhard Hüfken hinschaut, überall Pfeifen. Gegenwärtig restauriert die Firma des Halberstädter Orgelbaumeisters mit vier seiner elf Mitarbeiter ein Exemplar der Königin der Instrumente aus der katholischen Moritzkirche Halle. Ein ehrgeiziges Projekt, schließlich sollen die Arbeiten innerhalb von neun Monaten abgeschlossen sein. Die Hallenser gründeten einen Förderverein, um das Instrument wieder zum Klingen bringen zu können. Die volle akustische Schönheit dieser Orgel kennt niemand mehr, weil sie in den vergangenen Jahrzehnten nur noch partiell gespielt werden konnte.

Arbeit an der Schallgrenze

Reinhard Hüfken verspricht nach dem Wiedereinbau im September ein Aha-Erlebnis für die Ohren. »Dann können wieder alle Register gezogen werden.« Dieses Instrument hat 3500 Pfeifen, 64 Register und drei Manuale. Fünf Meter ist die größte Pfeife lang, die kleinste nicht einmal einen Zentimeter. »Dagegen kommt keine Hundepfeife an. Man stößt an Schallgrenzen im wahrsten Sinne des Wortes.«

Mit seiner Mannschaft sorgt Hüfken nicht nur in Halle dafür, dass Orgeln gut bei Stimme sind. Anfang Mai wurde die Orgel der evangelisch-lutherisch reformierten Gemeinde im ungarischen Miskolc fachgerecht demontiert und nach Halberstadt gebracht. Die Restaurierung der Orgel in der Moskauer Baptistenkirche schreitet schrittweise voran. »Eine Geldfrage«, erklärt der Meister. Doch das sei keineswegs nur ein Problem in der Ferne. »Die Kirchen können keine dicken Brötchen backen«, sagt der Orgelbaumeister, der gerade 60 Jahre alt geworden ist. An wie vielen Orgeln er seine Spuren hinterlassen hat, Reinhard Hüfken könnte es in den akribisch geführten Rechnungsbüchern nachzählen. Auf Anhieb weiß er jedoch, das er selbst bisher 32 Orgeln schuf. Vor 32 Jahren kam er von der Potsdamer Orgelbauwerkstatt A. Schuke nach Halberstadt und gründete seine eigene Werkstatt. Er ist glücklich, dass auch sein Sohn Johannes den Weg zum Orgelbau fand: »Ich bin dankbar, dass der Junge weitermacht. Im Sommer 2012 wird er dann Meister sein.«

In Ludwigsburg, dort wo Lehrlinge, Meister und Orgelrestauratoren deutschlandweit zentral ihr Handwerk lernen, absolviert Johannes Hüfken seine Ausbildung. Der Vater sieht darin eine große Chance zum Austausch, zur Wissenserweiterung, zum Lernen mit den Augen. »Die haben dort eine Top-Werkstatt, da bin ich selbst etwas neidisch«, sagt Orgelbaumeister.

Auch ein Japaner zähle dort zu den Meisterschülern. Johannes Hüfken brachte ihn zum Praktikum in die väterliche Werkstatt mit. Nun wird der Gast aus Fernost auch sein Meisterstück in Halberstadt herstellen.

Der englische Sound

Wie international es bei den Hüfkens zugeht, davon zeugt ein Auftrag aus England. Dort sollte eine nicht mehr benötigte Orgel ausgebaut werden, an der eine niedersächsische Kirchgemeinde Interesse hatte. »Daran, dass wir den Zuschlag bekamen, hatte mein Sohn einen großen Anteil. Er arbeitete ein Dreivierteljahr in England und war sozusagen der Türöffner.«

Nach der Restaurierung wurde die Orgel aus England in der katholischen Kirche Peine wieder aufgebaut. Warum sich eine Kirchgemeinde eine englische Orgel einbauen lässt? »Es ist der ganz spezielle englische Sound«, erklärt der Experte. »Da gibt es andere technische Finessen, die Ansteuerung und der Klang sind der englischen Musikkultur angepasst.«

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