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Unbeugsame Krefelder
Mark Wolter berichtet für ND von der Fußball-WM 2011
Sommer 2011. Ganz Deutschland ist fest im Griff der Fußball-WM. Ganz Deutschland? Nein. Eine unbeugsame Stadt vor den Toren der Spielorte Mönchengladbach und Leverkusen leistet Widerstand gegen die Kickerinnen aus aller Welt: Krefeld.
Hier, wo der ND-Reporter auf seiner Reise kurzweilig sein WM-Quartier bezogen hat, gibt es keine Fähnchen, keine Fans in Trikots, keine orangeleuchtenden Plakate und Banner der Turnierveranstalter. Public Viewing oder Sportsbars mit Übertragungen sucht man in der lang gestreckten Fußgängerzone vergeblich. In den zahlreichen Straßencafés, wo der Latte Macchiato noch als neues Kultgetränk angepriesen wird, wird die WM nicht gezeigt. Auch in der Hansawache, einer rustikalen Kneipe mit zwei Fernsehern an den Wänden, lacht mich der Wirt nur aus: »Hör ma, wat glaubst Du denn?« Die Antwort liegt auf der Hand. Kein Interesse an den Fußballerinnen – da hilft auch kein Zaubertrank aus Malz und Hopfen.
Hier, wo die Attraktionen der Stadt ein Textilmuseum, die Burg Linn, die historische Dampfeisenbahn »Schluff« und aus sportlicher Sicht die erstklassigen Eishockeyspieler der Krefelder Pinguine sind, hat man sich den Fußball scheinbar abgewöhnt – seit der Traditionsverein KFC aus dem Stadtteil Uerdingen vor sechs Jahren in die Oberliga Nordrhein abgestiegen ist. Wer den Kick haben will, muss schon ins benachbarte Mönchengladbach fahren.
Auf dem Weg zum letzten Vorrundenspiel der deutschen Fußballerinnen im Borussia-Park, mitten im dichten Gedrängel am Hauptbahnhof und beim Erklingen der ersten lang gezogenen »Schland«-Gesänge, wirkt Krefeld im Rückblick wie ein erholsames schönes Kleinod. Ein paar Stunden ohne Fußball tun auch mal ganz gut.
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