Gaza-Schiffe bleiben im Hafen
Koordinierungskomitee hat in Athen offenbar Verschiebung der Überfahrt beschlossen
Wie ND am Mittwoch aus Athen erfuhr, hat das Koordinierungskomitee aller Schiffe der Gaza-Flotte in griechischen Häfen in einer Sitzung in der Nacht zu Mittwoch beschlossen, dass die Schiffe ihre Fahrt nach Gaza erst zu einem späteren Zeitpunkt aufnehmen sollen. Für die »Stefano Chiarini« bedeutet dies, dass sie auch am heutigen Donnerstag nicht auslaufen kann – selbst wenn sie von den Behörden die Erlaubnis dafür bekäme. Die Entscheidung des Komitees wurde bisher nicht einmal dem Kapitän der »Stefano Chiarini« mitgeteilt, der sich am Mittwoch noch immer um eine Auslaufgenehmigung bemühte.
Die Mehrheit der verbliebenen Passagiere der »Stefano Chiarini« ist fassungslos über die in Athen getroffene Entscheidung. »Wir haben so lange durchgehalten und stehen so kurz vor der Erteilung der Ablegegenehmigung, dass wir jetzt nicht aufgeben dürfen«, so ein Passagier gegenüber ND, nachdem der Beschluss durchgesickert war.
Am Mittwochmittag hielt nur noch ein Dutzend der ursprünglich 60 Passagiere des Gaza-Hilfsschiffes »Stefano Chiarini« im Hafenstädtchen Gouvia auf Korfu die Stellung. Die anderen Aktivisten wollten ihren beruflichen und familiären Verpflichtungen nachkommen. Sie hinterließen jedoch ihre Mobilfunknummern und wollen informiert werden, wenn dem Kapitän die Auslaufgenehmigung vorliegt. In diesem Fall wollen sie auf das Schiff zurückkehren.
Das Dock im Hafen von Gouvia, wo die »Stefano Chiarini« vor Anker liegt, hat sich inzwischen zu einem Ort für Manifestationen und zum Treffpunkt für lokale Politikaktivisten entwickelt. Am späten Dienstagnachmittag kamen wieder Dutzende Bewohner Korfus, die gemeinsam mit den verbliebenen Passagieren eine Ablegegenehmigung für die »Stefano Chiarini« forderten. Maria Kiriaki, eine der Aktivistinnen aus Korfu-Stadt, sagte gegenüber ND: »Wir, die Aktivisten der ›Bewegung der Menschen für die Würde‹, demonstrieren hier vor der ›Stefano Chiarini‹, um Druck auf die Behörden auszuüben.«
Der 62jährige Italiener Alfonso Coletta war am Mittwoch den zweiten Tag auf der »Stefano Chiarini« im Hungerstreik. »Ich beende meine Protestaktion erst, wenn wir ablegen dürfen«, sagt der Arzt aus Sienna. Coletta arbeitete bisher mit dem Roten Kreuz auf der italienischen Insel Lampedusa, um dort Flüchtlinge im Auffanglager medizinisch zu versorgen. Ende 2004 war er für das Rote Kreuz als Arzt in Irak und 2007 Angehöriger einer italienischen Delegation in palästinensischen Flüchtlingslagern in Libanon. »Diese Mission in den palästinensischen Flüchtlingslagern war die wichtigste meines Lebens und hat mir die Augen für das Leid des palästinensischen Volkes geöffnet«, erzählt Coletta. »Daher habe ich mich dazu entschlossen, dieses Jahr mit nach Gaza zu fahren.«
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