Schöne neue Normalität

  • Lesedauer: 2 Min.
Mark Wolter berichtet für ND von der Fußball-WM 2011.
Mark Wolter berichtet für ND von der Fußball-WM 2011.

Wer wundert sich noch über tausende feiernde Fans in den WM-Arenen? Die Journalisten auf ihren Arbeitsplätzen hoch oben unter dem Stadiondach jedenfalls nicht mehr. Dort plätschert die »Welle« der Zuschauer unbeachtet vorbei, da hacken Schreiberlinge in die Tastaturen, quasseln Kommentatoren in die Mikrofone und da stupst einen die Kollegin von der Augsburger Allgemeinen nur noch von der Seite an, wenn Dramatisches auf dem Rasen geschieht. Reporteralltag bei den Auftritten der Gastgeberinnen.

Auch die deutschen Spielerinnen haben sich daran gewöhnt, dass die Ränge voll sind, dass beim Auflaufen um die hundert Kameras auf sie gerichtet sind, und dass nach Spielende im Interviewbereich noch mehr Fragensteller auf sie warten. In Mönchengladbach platzte das Medienzelt hinter der Arena aus allen Nähten. Gedrängel um die O-Töne, Fachsimpeleien über Taktik und Personalien. Alltag für die Kickerinnen.

Zwölf Tage ist die WM erst alt. Die DFB-Elf hat gewackelt gegen Kanada, gekämpft gegen Nigeria und gezaubert gegen Frankreich. Sie wurde kritisiert, angefeuert und gefeiert. Zwölf Tage, in denen aber noch mehr passiert ist. Das Spiel hat sich verändert. Im Duell mit Nigeria wurde getreten, gemeckert, geschauspielert und von den Rängen gepfiffen wie zuvor noch nicht gesehen. »Härte im Spiel – das gibt es mittlerweile auch bei den Frauen«, bestätigt Kim Kulig genauso wie Kollegin Inka Grings: »Das ist kein Mädchenspiel mehr.«

Auch bei den Journalisten hat sich seit WM-Beginn etwas getan: mehr ernsthaftes Interesse an der Leistung, weniger an den Klischees. »Plötzlich geht es um das Spiel und ich werde nicht mehr nach Schmink- oder Klamottensachen gefragt«, freut sich Simone Laudehr. Eben ganz normaler Fußballalltag.

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