Razzien bei Neonazis in mehreren Bundesländern

Polizei ermittelt nach Aufmarsch in Kreuzberg

  • Lesedauer: 1 Min.
Berlin (ND-Meyer). Am frühen Mittwochmorgen bekamen die Nazis Besuch vom Staat. Beamte des Berliner Landeskriminalamtes vollstreckten fünf und ihre sächsischen Kollegen drei Durchsuchungsbeschlüsse. Weitere Razzien gab es in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg bei den mutmaßlichen Schlägern vom 14. Mai. Damals hatte bei einem versuchten Aufmarsch in Berlin-Kreuzberg eine größere Gruppe Nazis aus verschiedenen Bundesländern eine Polizeisperre überrannt und mehrere Gegendemonstranten mit Tritten und Schlägen verletzt sowie Migranten angegriffen. Zwölf Tatverdächtige, denen gefährliche Körperverletzung und Widerstand vorgeworfen wird, konnten ermittelt werden.

Die Beamten beschlagnahmten nach Angaben der Berliner Polizei Kleidungsstücke, Computer, Speichermedien sowie einen Wurfstern, der eine verbotene Waffe ist. Auch seien Teleskopschlagstöcke, Sturmhauben und Quarzhandschuhe gefunden worden. Die Beschuldigten wurden zu Hause in der beschlagnahmten Kleidung fotografiert und eine Person zur erkennungsdienstlichen Behandlung mit aufs Revier genommen.

Die Sprecherin für antifaschistische Politik der sächsischen Linksfraktion, Kerstin Köditz, kritisierte, die Durchsuchungen zeigten, dass »mit zweierlei Maß gemessen« werde. Gegendemonstranten würden unter »Generalverdacht« gestellt, wie der aktuelle Handydatenskandal in Sachsen zeige. Maßnahmen gegen gewalttätige Nazis hingegen seien »zögerlich und halbherzig«. Von den 144 am 14. Mai in Berlin anwesenden Nazis stammten »mehr als 20« aus Sachsen – viele von ihnen aus Regionen und Orten, in denen das neonazistische »Freie Netz« sehr aktiv sei, sagte Köditz. Auch gewählte NPD-Politiker seien identifiziert worden.

Der Berliner Innensenator Körting (SPD) hatte die Naziübergriffe nach dem von Gegendemonstranten gestoppten Aufmarsch als »Gewaltexzess« verurteilt. In Berlin war Kritik an Polizei und Innensenat laut geworden, weil Route und Ort des Aufmarsches bis zuletzt geheim gehalten wurden und weil die Polizei während der gewalttätigen Übergriffe nicht Herr der Lage werden konnte.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -