Nachschuss

Plädoyer im Hinterstübchen

  • Mark Wolter
  • Lesedauer: 2 Min.

Es war ja zu erwarten. Als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes ist man natürlich vorbereitet auf alle Eventualitäten – auch auf die unangenehmen. Und so war es Theo Zwanziger, der als erster nach dem WM-Aus der deutschen Frauen zu den wartenden Journalisten in den kleinen Kellerraum kam und die Worte von sich gab, die er sich eigentlich erst für den großen Finaltag am Sonntag in Frankfurt zurecht gelegt hatte: »In Sachen Zuschauer und Aufmerksamkeit hat hat dieses Turnier alle Erwartungen übertroffen. Der Gewinner dieser WM ist der Frauenfußball insgesamt.«

Inmitten der Enttäuschung seines Teams stand der DFB-Chef nun im Wolfsburger Hinterstübchen und hielt sein Plädoyer für das Positive. Man müsse froh sein, dass die Weltspitze enger zusammengerückt ist und dass die vielen Zuschauer die Spiele so toll begleitet hätten – selbst beim Ausscheiden der deutschen Mannschaft. »Und man muss dankbar sein, dass die Medien die Weltmeisterschaft so toll angenommen haben«, resümierte Zwanziger.

Es klang nach WM-Ende – noch bevor die Viertelfinalrunde beendet war. »Man muss nun analysieren, ob die Zuschauer reine Eventmenschen sind, die sich über jedes Großereignis freuen, oder ob sie speziell am Frauenfußball Interesse haben«, so Zwanziger. Die Befürchtungen der um ihn versammelten Journalisten, dass die schöne Blase der großen Aufmerksamkeit für die Fußballerinnen nun platzt, wollte der selbst erklärte Förderer nicht teilen. »Nein, ich glaube nicht, dass die Begeisterung verschwinden wird.«

Kaum war der DFB-Präsident aus der Hintertür verschwunden und die letzten Fragen an die Nationalspielerinnen beantwortet, diskutierten manche Medienvertreter auf dem menschenleeren Vorplatz der Arena schon darüber, zu welchen Spielen sie jetzt überhaupt noch reisen, manche verabschiedeten sich aus Wolfsburg direkt in den Urlaub. Zwanzigers hoffnungsvolle Worte verhallten schnell mit dem vorzeitigen Abschied der deutschen Fußballerinnen vom nationalen Großereignis. Das war irgendwie auch zu erwarten.

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