Der Friederich
Kommentar von René Heilig
Der Friederich, der Friederich, das war ein arger Wüterich! Er fing die Fliegen in dem Haus und riss ihnen die Flügel aus ...« Diese Struwwelpeter-Reime können unmöglich den Bundesinnenminister meinen. Warum? Ganz einfach. Sie sind als Vergangenheit verfasst, und Hans-Peter Friedrich von der CSU schleuderte erst am Sonntag allen bösen Terroristen entgegen: »Wer anderen nach dem Leben trachtet, kann kein Mitleid erwarten.« Ausdrücklich pflichtete er – so, dass es der schlichte Bildzeitungsleser versteht – dem früheren SPD-Innenminister Otto Schily bei. Der tönte einst, wenn er nicht gerade Graffiti-Sprayer per Hubschrauber jagen ließ: »Wenn ihr den Tod so liebt, dann könnt ihr ihn haben.«
Parteiübergreifend gilt Kraftmeierei offenbar als Voraussetzung für das Amt des Innenministers. Obwohl Friedrich erst seit März 2011 »herummeiert«, hat er mit seinem Verlangen nach erweiterter Spitzelkompetenz und der pauschalen Vorverurteilung ausländischer Mitbürger bereits jede Menge Vertrauen in unsere Demokratie zerstört. Wie soll man sich da wundern, dass Friedrichs Ministerielle den Einmarsch saudi-arabischer Truppen zur Niederschlagung der Protestbewegung in Bahrain intern als »Sicherungsmaßnahme wichtiger Infrastruktur« bezeichnen und Bundespolizisten als Ausbilder ins Folterreich abkommandieren?
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.