Maschmeyer und der NDR schließen Frieden
AWD-Gründer und Norddeutscher Rundfunk legen monatelangen Rechtsstreit bei
»Der NDR und Dr. Carsten Maschmeyer haben sich darauf geeinigt, sämtliche Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit der NDR-Berichterstattung über Herrn Maschmeyer nicht mehr weiter zu verfolgen«, hieß es am Freitag in einer Pressemeldung des NDR. Sie bestand nur aus diesem Satz und wurde kurz vor Redaktionsschluss der meisten Zeitungen veröffentlicht. Sicheres Indiz dafür, dass beide Seiten die Sache nicht an die große Glocke hängen wollten. Das monatelange juristische Tauziehen um zwei TV-Beiträge des NDR-Journalisten Christoph Lütgert scheint damit beendet. Der Filmemacher hatte mit »Der Drückerkönig und die Politik« und »Carsten Maschmeyer: Die Unschuld vom Maschsee« gleich zwei Reportagen über den Gründer des umstrittenen Finanzdienstleisters AWD produziert. Darin wurden die dubiosen Methoden der AWD-Vermittler beleuchtet. Es ging um Falschberatung und den Ruin von Kleinanlegern. Zudem hinterfragte Lütgert das intime Verhältnis des Multimillionärs zur Politik. So zählt Maschmeyer Ex-Kanzler Gerhard Schröder und Bundespräsident Christian Wulff zu seinen Freunden. Maschmeyer hat den AWD zwar längst verkauft, fühlte sich durch die Beiträge aber offenbar ertappt und versuchte, über den Medienanwalt Matthias Prinz eine Ausstrahlung von »Der Drückerkönig« zu verhindern. Doch vergeblich, der Beitrag wurde im Januar dieses Jahres ausgestrahlt. Aber Maschmeyer gab nicht auf: Sein Anwalt erwirkte einstweilige Verfügungen über Teile des Films. Wie die »Süddeutsche Zeitung« berichtete, sollen in der Sache zuletzt 18 Gerichtsverfahren anhängig gewesen sein. Einzelne Passagen der Doku mussten – je nach aktueller Gerichtsentscheidung – geschwärzt werden. Der NDR dokumentierte dieses bizarre Prozedere mit dem Film »Judge`s Cut«. Zudem ließ Maschmeyer prüfen, ob sich TV-Autor Lütgert strafbar gemacht hatte. Alles vergessen: Der NDR nimmt »Judge`s Cut« aus dem Netz und Maschmeyer zieht seine Anwälte zurück, so die Vereinbarung. Lediglich eine Filmszene, die sein Anwesen zeigt, darf zukünftig nicht mehr gesendet werden. Ansonsten ist die Doku freigegeben. Auffällig an dem Rechtsstreit war die Zurückhaltung der Politik. »Die Landesregierung schaut mit verschränkten Armen zu, wie Maschmeyer versucht, Medien mundtot zu machen, die kritisch über ihn berichten«, konstatierte Kreszentia Flauger, die Vorsitzende der niedersächsischen Landtagsfraktion der LINKEN, vor wenigen Tagen.
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