Auf den Willen kommt es an

Auf Augenhöhe: Die offensivstarken Teams aus den USA und Frankreich wollen unbedingt ins Finale

  • Mark Wolter, Mönchengladbach
  • Lesedauer: 3 Min.

Aufgedreht gegen ausgeruht – vor dem ersten WM-Halbfinale heute Abend in Mönchengladbach versuchten beide Kontrahenten, sich stark zu reden. Die US-Amerikanerinnen machten mit dem Rückenwind vom dramatischen Viertelfinalkrimi gegen Brasilien einen Vorteil aus, die Französinnen mit den größeren Kraftreserven. Zwar musste die Equipe Tricolore im Viertelfinale gegen die Engländerinnen wie auch die USA eine anstrengende Verlängerung spielen. Allerdings hatte das Team von Bruno Bini einen Tag mehr Pause und musste nicht wie der Gegner umziehen. »Wir haben den Vorteil, dass wir uns schon länger am Spielort vorbereiten konnten und mehr Zeit zum Regenerieren hatten«, meinte Frankreichs Trainer.

Angst vor ausgehenden Kräften haben die US-Amerikanerinnen nicht. »Wenn die Beine ein wenig müde sind, musst du dich halt noch mehr reinhängen«, sagte Mittelfeldspielerin Carli Lloyd und auch die schwedische Trainerin des zweifachen Weltmeisters glaubt nicht an einen Nachteil. »Es wird nicht auf die Fitness, sondern auf Taktik und Einstellung ankommen«, meinte Pia Sundhage. Nach dem Viertelfinal-Comeback mit dem Ausgleich in der 122. Minute ist das ohnehin schon große Selbstbewusstsein bei ihren Spielerinnen nochmal gestiegen. »Es ist das, wofür die USA stehen«, erklärte die viel umjubelte Torschützin Abby Wambach, die im Viertelfinale lange unauffällig spielte, im entscheidenden Moment aber ihre bekannte Torgefahr zeigte. »Es kommt alles auf den Willen an. Der wird auch in Mönchengladbach entscheiden.«

Für den zweifachen Weltmeister soll das Halbfinale nur Zwischenstation zum Finale in Frankfurt sein. »Wir sind zum Gewinnen hergekommen«, stellte Hope Solo klar. Die routinierte Torhüterin, die bisher ein sicherer Rückhalt für die disziplinierte Abwehr war, wird gegen Frankreich ihr 100. Länderspiel bestreiten. »Wir sind der Favorit und nehmen die Rolle an«, meinte Verteidigerin Alexandra Krieger, die gegen Brasilien den entscheidenden Elfmeter verwandelt hatte. »Aber wir wissen auch, dass es kein Selbstläufer wird. Frankreich hat ein gutes Team.«

Die Französinnen, die immerhin zehn Spielerinnen von Champions-League-Sieger Olympique Lyon im Kader haben, überzeugten bisher mit technisch sicherem Kombinationsspiel und Dominanz im Mittelfeld. Das routinierte US-Team setzte eher auf direkte lange Pässe, die Robustheit im Zweikampf und mannschaftliche Geschlossenheit. Erfolgreich nach vorne spielten mit ihren Philosophien beide, die Halbfinalkontrahenten führen gemeinsam die Torschussstatistik des Turniers an.

Frankreichs Trainer hofft aber, dass seine Mannschaft um die starke Mittelfeldspielerin Louisa Necib und die flinke Stürmerin Elodie Thomis heute dem Gegner die eigene Taktik aufdrücken und das Spiel diktieren kann – so wie gegen England. Trotz des späten Ausgleichs und dem Remis nach 120 Minuten dominierten die Französinnen, nach Torchancen stand es am Ende 33:7. »Wir werden in erster Linie versuchen, den Ball solange wie möglich in den eigenen Reihen zu halten«, kündigte Bruno Bini an. »Das haben wir im Training nochmal gezielt geübt.«

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