Start mit einem Affront und vielen Befürchtungen
Noch während der Frauen-WM beginnt die 2. Fußball-Bundesliga, die Sicherheitsbedenken sind in dieser Spielzeit groß
Ein Affront ist es schon, wie die Deutsche Fußball-Liga (DFL) diese Spielzeit 2011/2012 geplant hat: Oder was soll der mit der Frauen-WM beschäftigte Deutsche Fußball-Bund davon halten, dass der Ligaverband seine zweitklassigen Fußballer schon zum Auftaktspieltag schickt, während der DFB in Frankfurt und Sinsheim die beiden Finalspiele der Frauen-Weltmeisterschaft veranstaltet?
Auch die Trainer der 2. Bundesliga sind alles andere als begeistert über den frühen Beginn der Saison. »Schwachsinn hoch drei« schimpft beispielsweise Armin Veh vom Erstligaabsteiger Eintracht Frankfurt. Dass in der Hauptferienzeit mit dem Fußball begonnen wird, quittiert auch Energie-Cottbus-Trainer Claus-Dieter Wollitz mit einem Kopfschütteln.
Die Fans freuen sich dennoch auf die Spielzeit. Dass gleich fünf Ostklubs dabei sind, darunter die traditionsreichen Aufsteiger SG Dynamo Dresden und FC Hansa Rostock, macht die Spielzeit interessanter, mit den Absteigern Frankfurt und St. Pauli sowie dem Aufsteiger Eintracht Braunschweig sind weitere namhafte Klubs dabei, wenn die 38. Spielzeit der 2. Fußball-Bundesliga beginnt.
Allerdings bringen die Ostklubs mit ihren Fans sowie die Anhänger von Frankfurt und Braunschweig neue Sicherheitsprobleme für die Liga mit sich. Eine »Chaosliga« befürchtet Rainer Wendt, der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft. Unvergessen die Bilder der Eintracht-Fans, die nach dem Abstieg ein Plakat entrollten, auf dem sie sich selbst als »Randale-Meister« feierten.
Eine Nagelprobe in Sachen Sicherheit wird das erste Ostderby der Saison, das heute im Stadion der Freundschaft ausgetragen wird. Für das Spiel Cottbus gegen Dresden musste im Vorverkauf der Ausweis vorgelegt werden, maximal zwei Karten konnte man kaufen. Allerdings wollte der FC Energie ein Zeichen gegen die Vorverurteilung setzen: Statt der vorgeschriebenen 2200 Gästekarten gaben die Lausitzer 3000 Tickets nach Dresden.
Beide Vereine hoffen, dass der Anhang die bösen Prognosen der Sicherheitsexperten nicht erfüllt: »Es ist die große Möglichkeit, ganz Deutschland zu zeigen, dass die Fans im Osten anders sind, als alle erwarten«, sagte Energie-Trainer Claus-Dieter Wollitz vor der Partie.
Die Dresdener, die nach fünf Jahren Pause wieder in der zweiten Liga auflaufen, haben bereits im ersten Heimspiel die nächste Bewährungsprobe: Dann ist Hansa Rostock zu Gast. Danach werden die Dresdener mehr wissen: Kann es reichen, um in der 2. Liga mitzuhalten? Und halten sich die Fans zurück, so dass der gebeutelte Verein (acht Millionen Euro Schulden) nicht wieder 50 000 Euro Strafe an den Deutschen Fußball-Bund zahlen muss wie in der vergangenen Drittligasaison?
An der Spitze des Klassements wollen sich schon nach dem ersten Spieltag die Frankfurter einfinden: Nach dem zuvor für unmöglich gehaltenen Scheitern von Christoph Daum soll nun Armin Veh den Klub sofort in die erste Liga zurückführen. Dafür haben die Frankfurter den mit Abstand größten Etat zur Verfügung. Der Begeisterung der Fans hat der Abstieg keinen Abbruch getan. Im Gegenteil, es herrscht Vorfreude: 22 500 Dauerkarten sind schon verkauft worden. Hoffentlich kommen nur wenige, die den »Randale-Meister« sehen wollen.
Heute, 18 Uhr:
Energie Cottbus - Dynamo Dresden
FSV Frankfurt - 1. FC Union Berlin
Greuther Fürth - Eintr. Frankfurt
Samstag, 13 Uhr:
FC St. Pauli - FC Ingolstadt 04
Erzgebirge Aue - Alemannia Aachen
Sonntag, 15,30 Uhr:
Karlsruher SC - MSV Duisburg
Eintr. Braunschweig - 1860 München
Hansa Rostock - SC Paderborn
Montag, 20.15 Uhr:
Fortuna Düsseldorf - VfL Bochum
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