Kein Quadriga-Galopp bei Petersburger Dialog

Hannover: Zum 13. Mal deutsch-russische Konsultationen / Putin-Preisentzug offiziell ignoriert

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.
Zur diesjährigen Tagung des »Petersburger Dialog« versammeln sich seit Sonntag in Wolfsburg rund 300 geladene Gäste. Aus verschiedener Sicht debattieren sie über die Entwicklung der deutsch-russischen Beziehungen. Die abgesagte Quadriga-Preisverleihung an den russischen Ministerpräsidenten Putin ist kein Gesprächsstoff – jedenfalls nicht offiziell.

Angeblich kommt in Wolfsburg alles auf den Tisch, was für die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland aber auch für deren Rolle in der Welt von Belang ist: Die Sicherheit im 21. Jahrhundert, die unterschiedliche Entwicklung bei der Nutzung der Atomenergie, die Entwicklung der Rohstoffmärkte und -preise, die Funktion von Medien in der Gesellschaft, sogar über christliche Impulse für ökologisches Handeln und über Patriotismus und Fußball soll geredet werden. Schließlich will Russland 2018 das ausrichten, was Deutschland 2006 bereits ausgerichtet hat: eine Kicker-WM.

Nur über eines soll nicht geredet werden: Über den Quadriga-Preis. Am Samstag hatte das Kuratorium nach vielen Protesten gegen die geplante Ehrung des russischen Premiers Wladimir Putin die Preisverleihungen in diesem Jahr komplett ausgesetzt. Damit werden auch die anderen Nominierten dieses Jahres mit gedemütigt: Neben Putin sollten der palästinensische Premierminister Salam Fayyad, die mexikanische Außenministerin Patricia Espinosa und die türkischstämmige Lehrerin und Autorin Betül Durmaz ausgezeichnet werden. Der Quadriga-Preis wird seit 2003 jeweils am Tag der Deutschen Einheit verliehen – ursprünglich vom Verein Werkstatt Deutschland, inzwischen von der gemeinnützigen Netzwerk Quadriga gGmbH, die Namensgeber für den Preis ist

Die Debatte um die Ehrung mit der Nachbildung des Viergespanns auf dem Brandenburger Tor in Berlin kommt zur Unzeit. Immerhin ist Ex-Präsident Putin nicht nur der mächtigste Politiker Russlands. Er ist auch – so wie der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder – einer der Initiatoren des deutsch-russischen Gesprächsforums, das nach dem Ort des ersten Treffens vor zehn Jahren in Petersburg genannt wird. Heute begegnen sich in Hannover Bundeskanzlerin Angela Merkel und der russische Präsident Dmitri Medwedjew. Merkel hat gleich neun Minister im Schlepptau, was die strategische Bedeutung der Beziehungen zwischen Russland und Deutschland unterstreicht. Realpolitik soll dieses 13. Dialog-Treffen bestimmen. Ein rundes Dutzend von ministerieller Vereinbarungen soll unterzeichnet werden. Auch zahlreichen Wirtschaftsabkommen liegen zur Unterschrift bereit.

Merkel hat in der DDR-Schule und an der Universität Russisch gelernt. Bisweilen können die beiden Politiker deshalb höchst vertraulich miteinander sprechen. Das sei dann, so zitiert die »Tagesschau« Merkels außenpolitischen Berater Christoph Heusgen, »für nicht-russischsprachige Mitarbeiter nicht sehr angenehm«.

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