Streik in Südafrikas Goldminen
Anlagen werden heruntergefahren / Auswirkungen auf Goldpreis erwartet
Johannesburg (epd/ND). Die Arbeiter in Südafrikas Goldminen streiken für mehr Lohn. 250 000 Bergleute würden ab dem Abend in den Ausstand treten, sagte der Sprecher der Bergarbeitergewerkschaft NUM, Lesiba Seshoka, am Donnerstag in Johannesburg. Die Gewerkschaft fordert 14 Prozent mehr Lohn. Ein Angebot der Arbeitgeber, die Löhne um sieben bis neun Prozent zu erhöhen, lehnte sie ab.
Südafrikanische Medien hatten am Donnerstag berichtet, dass Minen bereits geschlossen seien. Die Goldfirma Harmony teilte mit, bisher würden lediglich die Anlagen in Vorbereitung auf den Streik heruntergefahren, sagte Firmensprecherin Marion van der Walt der südafrikanischen Nachrichtenagentur Sapa.
Südafrika ist das viertgrößte Gold-Förderland der Welt. Ein längerer Streik könnte den Preis für das Edelmetall weiter in die Höhe treiben. Infolge der Schuldenkrisen in Europa und den USA ist der Goldpreis in den vergangenen Wochen kontinuierlich gestiegen.
Ökonomen schätzen, dass der Streik in den Goldminen den südafrikanischen Goldexport deutlich beeinträchtigen wird. Die großen Bergbauunternehmen AngloGold Ashanti, Harmony Gold und Gold Fields befürchten drastische Einbußen. »Wir bereiten uns auf einen längeren Streik vor«, sagte Harmony-Geschäftsführer Graham Briggs. Nachdem die Gewerkschaft das gemachte »vernünftige Angebot« ausgeschlagen habe, sei klar, dass der Abbau von Gold vorläufig gestoppt werde. Der Sprecher von AngloGold Ashanti, Alan Fine, äußerte dennoch die Hoffnung, den Arbeitskampf bald beilegen zu können.
In Südafrika, wo jetzt Winter ist, kommt es fast jedes Jahr um diese Zeit zu einer Streikwelle. Seit Montag streiken bereits rund 150 000 Kohle-Bergleute. Zuvor hatten schon die Arbeiter in der Ölindustrie, der Diamantenindustrie und des Maschinenbaus die Arbeit niedergelegt. Der Ausstand in der Ölindustrie dauert bereits über zwei Wochen an. Hunderte Tankstellen bekommen keinen Treibstoff mehr.
Im ersten Quartal 2011 sank Südafrikas Goldproduktion um 9,3 Prozent im Vergleich zu den drei Monaten davor. Das waren dennoch 3,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Gründe für den Rückgang waren laut Experten geringere neue Goldfunde, Probleme bei der Stromversorgung und Sicherheitsmängel in den Minen.
Jedes Jahr sterben mehrere Hundert Arbeiter in Südafrika bei Bergwerksunglücken. Die Minen am Kap gehören unter anderem wegen ihrer enormen durchschnittlichen Tiefe von 3000 Metern zu den gefährlichsten weltweit.
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