Militärchef libyscher Rebellen getötet
Berlin bietet Bengasi offizielle Vertretung an
Bengasi (AFP/ND). Unter rätselhaften Umständen ist der Militärchef der libyschen Rebellen, Abdel Fatah Junis, getötet worden. Er sei von einer bewaffneten Bande ermordet worden, sagte der Chef des Rebellengremiums Nationaler Übergangsrat, Mustafa Abdeldschalil, am Donnerstagabend. Die Rebellen machen offiziell Anhänger von Staatschef Muammar el-Gaddafi für die Tat verantwortlich. Junis und zwei weitere Rebellenoffiziere seien getötet worden, als sie von der Front in die Rebellenhochburg Bengasi beordert worden seien, sagte Abdeldschalil. Der Anführer der Angreifer wurde festgenommen.
Junis war eine der bedeutendsten Figuren der Widerstandsbewegung in Libyen, hatte zuvor aber jahrzehntelang Gaddafi gedient. Unter diesem war er bis zu Beginn dieses Jahres Innenminister und galt als Nummer zwei in dessen Machtapparat. Die ungeklärten Umstände seines Todes nähren Gerüchte, er könnte wegen aufrecht erhaltener Kontakte zu Gaddafi von den Rebellen selbst getötet worden sein. Am Donnerstag hatte es zeitweise geheißen, Junis sei festgenommen worden. Abdeldschalil sprach von Gerüchten, die aus den Gaddafi-Reihen gestreut worden seien, um die Rebellenbewegung zu spalten.
Sollten sich die Rebellen gegenseitig bekämpfen, würde das die kriegführenden westlichen Staaten vor Probleme stellen. Die meisten von ihnen haben den Nationalen Übergangsrat der Aufständischen bereits als einzigen legitimen Vertreter des libyschen Volkes anerkannt.
Die Bundesregierung hatte dies im Juni getan. Inzwischen bot Außenminister Guido Westerwelle den Aufständischen nach Informationen der »Berliner Zeitung« vom Freitag an, einen diplomatischen Vertreter nach Berlin zu entsenden. Dieser wäre eine Art Gegenbotschafter zu den libyschen Diplomaten, die sich derzeit als Gesandte Gaddafis in Berlin aufhielten. Eine Ministeriumssprecherin sagte dazu: »Im Auswärtigen Amt ist bislang kein Antrag des Nationalen Übergangsrates auf Übernahme der libyschen Botschaft in Berlin eingegangen.« Man stehe »Überlegungen zur Benennung eines offiziellen Ansprechpartners« des Übergangsrates für die Bundesregierung aber aufgeschlossen gegenüber.
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