Kundus-Bomber will Ermittlung korrigieren
Oberst Klein schickte Brief an Bundestag
In einem Brief an die Chefin des Kundus-Untersuchungsausschusses, Susanne Kastner (SPD), will Oberst Georg Klein seine »persönliche Enttäuschung nicht verhehlen«. Seine Familie und er hätten »eine Vielzahl von Vorverurteilungen und dauerhaften unzutreffenden Darstellungen der Medien hinnehmen müssen«, heißt es in dem vierseitigen Brief, in dem er sich beklagt, dass immer wieder Dokumente unter »dem Verschlussgrad VS-Geheim« in die Öffentlichkeit gelangen. Auch Kleins Beschwerde unterliegt diesem Geheimhaltungsgrad.
Der Bundeswehroffizier hatte am 4. September 2009 in Nordafghanistan den Angriff auf zwei von Taliban gekaperte Tanklaster befohlen. Dabei waren bis zu 142 Menschen ums Leben gekommen. Klein, der sich in die »Rolle des ›Schweigenden‹ gedrängt« sieht, verlangt erneut »Gelegenheit zur umfassenden und zusammenhängenden Stellungnahme« vor dem Ausschuss. Er deutet an, neue Fakten zu unterbreiten, um falsche Darstellungen zu korrigieren. Daraus wird ersichtlich, dass – anders als der Ausschuss meint – die Untersuchung nicht gründlich genug erfolgte. Klein nennt vier Schwerpunkte. Unter anderem betont er – entgegen der Sicht aller Ausschussmitglieder –, dass er »als ›Task Force Commander‹ im Dienstgrad Oberst durchaus befugt war, den Waffeneinsatz ... freizugeben«. Das wirft abermals drängende Fragen zu seiner Stellung als Bundeswehr-PRT-Kommandeur sowie nach der Rolle der beteiligten Sondereinheit »Task Force 47« auf. Es besteht der Verdacht, dass Klein durch diese nachrichtendienstlich agierenden Taliban-Jäger zum Bombenbefehl gedrängt wurde, weil so – entgegen einer ministeriellen Weisung – auch vier regionale Aufstandsführer umgebracht werden konnten.
Oberst Klein moniert mangelnde Chancen, seine Sicht umfassend darzulegen. In der Tat, während der Abschlussbericht der Koalitionsfraktionen sowie die Sondervoten der Opposition zahlreiche Leser finden, wurden dem quasi Hauptbeschuldigten »nur wenige Ausrisse des Berichts« vorgelegt, »deren Einordnung in den Gesamtzusammenhang für mich faktisch unmöglich ist«, schreibt der Militär, der inzwischen im Verteidigungsministerium auf der Bonner Hardthöhe Dienst tut.
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