Martin Luther King wieder in Washington

An der Mall der USA-Hauptstadt soll das erste Denkmal für einen Afroamerikaner eingeweiht werden

  • Reiner Oschmann
  • Lesedauer: 3 Min.
Wegen des heraufziehenden Hurrikans »Irene« ist die für Sonntag geplante Einweihung eines Denkmals für den ermordeten Bürgerrechtsaktivisten Martin Luther King in Washington verschoben worden. Sie soll nun im September oder Oktober erfolgen. Zumindest kann man jetzt das Monument besichtigen, wenn es die Wetterverhältnisse erlauben.

48 Jahre Jahre nach seiner berühmten »I have a dream«-Rede auf den Stufen des Lincoln Memorials und 43 Jahre nach seiner rassistisch motivierten Ermordung in Memphis (Tennessee) soll der legendärste schwarze Bürgerrechtskämpfer der USA nach Washington zurückkehren. Auch wenn der Hurrikan »Irene« erst einmal für eine Verschiebung der für dieses Wochenende geplanten Einweihung des Martin Luther King Memorial an Amerikas Nationalpromenade (National Mall) sorgt.

Das Monument befindet sich unter den berühmten Kirschbäumen am Tidal Basin. Es ist damit das erste für einen Afroamerikaner an der Mall. Die Kosten für das Granit-Denkmal werden mit 120 Millionen Dollar beziffert. Nach Angaben der Initiatoren sind sie noch dabei, die letzten fünf Millionen Dollar der Gesamtsumme aufzubringen. Der Kongress, das Bundesparlament auf dem Capitol mit Senat und Repräsentantenhaus, hatte die Errichtung des Monuments vor 15 Jahren gebilligt. Eine Stiftung machte sich in der Folgezeit auf den steinigen Weg. Nach den ursprünglichen Planungen, die wiederholt von Geldmangel unterspült wurden, hätte das Denkmal für den Kämpfer gegen rassische Unterdrückung und soziale Ungerechtigkeit längst stehen sollen.

Der sogenannte »Stone of Hope« bildet den Kern des Denkmals. Das Relief Martin Luther Kings ist gut zehn Meter hoch und zeigt den Bürgerrechtsführer der 50er- und 60er-Jahre im Anzug. Die Skulptur des Künstlers Lei Yixin (54) ist damit größer als die Thomas Jeffersons (3. USA-Präsident) im benachbarten Jefferson Memorial und Abraham Lincolns (16. Präsident) im Lincoln Memorial.

Die Tatsache, dass das Denkmal an einen Meisterbildhauer aus China vergeben wurde, hatte manchen US-Amerikaner in den vergangenen Jahren von einem unpatriotischen Akt sprechen lassen. Einige hielten die Vergabe für deplatziert in einer Zeit, da die Rivalität USA – China auf vielen Gebieten gewachsen und das Gewicht Chinas in bestimmten Bereichen im Begriff ist, die USA zu übertreffen. Harry Johnson, Präsident der Stiftung, erklärte demgegenüber, einziges Kriterium für die Auftragsvergabe seien Leis Kompetenz, seine bildhauerischen Fähigkeiten, die Expertise im Umgang mit Granit sowie seine Erfahrung mit öffentlichen Monumenten gewesen. »Wir waren nicht der Ansicht, dass lediglich Afroamerikaner mit dem Auftrag betraut werden dürften. Wir schätzen die Vielfalt, auf die wir zurückgreifen konnten.«

Der Künstler selbst stellte die Frage, ob nicht Dr. Kings Traum gerade darin bestanden habe, allen Rassismus zu überwinden. »Er hat immer davon geräumt, dass die Menschen in aller Welt nicht nach ihrer Hautfarbe beurteilt, dass wir alle Brüder und Schwestern sein und uns gleicher Chancen erfreuen würden. Heute bin ich der Glückliche, der die Chance erhalten hat, ein Denkmal für Martin Luther King zu fertigen.«

Die »Washington Post« veröffentlichte jetzt die Ergebnisse einer Repräsentativumfrage. Ihr zufolge halten nur noch gut ein Drittel der Afroamerikaner den Traum und die Hoffnungen Kings in den heutigen USA für weitgehend erfüllt. Das ist ein dramatischer Rückgang seit dem Amtsantritt von Barack Obamas als 44. und erster schwarzer Präsident der USA im Januar 2009.

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