Neonazis schänden Jedwabne-Mahnmal
Hakenkreuze am Ort einstigen Judenpogroms
»Die waren guter Brennstoff«, lautete eine andere Schmiererei in der Nähe des Ortes, wo in einer Scheune vor 70 Jahren über 300 Juden verbrannten. Das Feuer hatte der örtliche Pöbel gelegt.
Nicht alle polnischen Medien berichteten am 1. September, ausgerechnet am Jahrestag des faschistischen Überfalls auf Polen, von der verbrecherischen Aktion, als deren Urheber Mitglieder der neofaschistischen Nationalen Auferstehung Polens (NOP) vermutet werden. Die NOP ist ein Aufguss der 1935 gegründeten »Falanga«, des faschistischen Flügels des »Nationalradikalen Lagers« (ONR).
Im Nordosten Polens, in der Podlasie, kommt Fremdenhass in jüngster Zeit auch in anderen Formen und gegenüber Angehörigen anderer Gruppen zum Ausdruck. Die Wochenzeitung »Polityka« berichtete am Mittwoch über nationalistische Angriffe gegen Gebäude und Einrichtungen der litauischen Minderheit in Punsk und gegenüber Muslimen in Bialystok, wie auch gegen die renovierte Synagoge in Orla.
»Jemandem scheint daran zu liegen, die Geister der Vergangenheit wachzurufen«, sagte der Abgeordnete Robert Tyszkiewicz, Mitglied des außenpolitischen Sejmauschusses. Er spielte damit auf den laufenden Wahlkampf an. »Irgendwelche Fremde lassen sich immer finden«, kommentierte Agnieszka Sowa in »Polityka«.
Es wäre allerdings oberflächlich, sich bei der Suche nach den Wurzeln des Übels mit dem Hinweis auf den Wahlkampf zu begnügen. Seit Jahren berichten die Medien von ungezählten Vorfällen in Fußballstadien (»Juden raus!«). Der Polizei kann man nicht vorwerfen, dass sie nichts dagegen unternehme. Sie schreitet energisch gegen die »Hooligans« ein. Aber sind es wirklich nur die »chuligani«, wie eine Reporterin des Senders TVN aus Jedwabne berichtete?
Recht hat vielmehr Krzysztof Czyzewski, Direktor des Grenzlandzentrums in Sejny an der Grenze zu Litauen: »Die Überzeugung, dies seien Taten von minderer gesellschaftlicher Schädlichkeit oder vereinzelte Jugendstreiche, ist eine falsche. Wir haben in Polen die ungute Praxis, dass Staatsanwälte und Richter den Tätern gegenüber sehr nachsichtig sind.« Doch auch diese richtige Bemerkung kann kaum als Volltreffer gewertet werden.
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