Behörde prüft DNA-Gutachten

Die Rückkehr von Gazale Salame nach Deutschland ist weiter fraglich

  • Reimar Paul, Göttingen
  • Lesedauer: 2 Min.
Im Abschiebedrama um die ausgewiesene Kurdin Gazale Salame zeichnete sich ein Wende ab. Die scheint nun aber vorerst auszubleiben.

Im Fall der vor sechseinhalb Jahren in die Türkei abgeschobenen Kurdin Gazale Salame und ihrer Familie geht der Landkreis Hildesheim trotz eines DNA-Gutachtens, das genau das Gegenteil nahelegt, weiter von einer türkischen Abstammung des Vaters Ahmed Siala aus. »Das Gutachten war dem Landkreis nicht bekannt, ändert an der türkischen Abstammung des Herrn Siala aber nichts«, sagte am Freitag ein Behördensprecher auf ND-Anfrage. Weiterhin seien Sialas Vater und dessen Geschwister in der Türkei registriert.

Der Landkreis hatte Siala 2001 die Aufenthaltserlaubnis mit der Begründung entzogen, er stamme von türkischen Vorfahren ab und habe daher zu Unrecht im Jahr 1990 ein Bleiberecht als libanesischer Bürgerkriegsflüchtling erhalten. Die Abschiebung der damals im dritten Monat schwangeren Salame und ihrer einjährigen Tochter Schams erfolgte nach dem Entzug des Aufenthaltsrechts für ihren Mann. Als die Polizei kam, brachte Ahmed Siala grade die beiden älteren Kinder des Paares zur Schule.

Unterstützer der Familie hatten am Donnerstag ein DNA-Gutachten präsentiert, das verwandtschaftliche Beziehungen Sialas in die Türkei in Frage stellt (ND berichtete). Sie forderten den Landkreis gleichzeitig auf, Siala eine Aufenthaltsgenehmigung zu erteilen. Dies wäre die Voraussetzung dafür, dass Salame und die jüngeren Kinder im Rahmen des Familiennachzugs wieder nach Deutschland kommen könnten.

Ungeachtet des Gutachtens sei nach der geltenden Rechtsprechung für die deutschen Behörden die Eintragung im Register als öffentliche Urkunde eines anderen Staates maßgeblich, sagte der Kreissprecher weiter. Er bestätigte, dass der Behörde ein Antrag von Sialas Rechtsanwältin auf »Wiederaufgreifen des Verfahrens« vorliegt. »Dieser Antrag und damit auch das DNA-Gutachten werden derzeit geprüft«, so der Sprecher.

In dem fraglichen Registerauszug wurde ein in Hameln lebender türkischer Flüchtling namens Ismail Önder als Bruder von Sialas Vater bezeichnet. Der im Frühjahr dieses Jahres erfolgte Vergleich der DNA beider Männer kommt jedoch zu dem Ergebnis, dass sie keine Geschwister sein könnten. Damit ist aus Sicht des Niedersächsischen Flüchtlingsrates klar, dass der Auszug aus dem türkischen Melderegister von 1975 offenkundig verwandtschaftliche Zusammenhänge falsch wiedergibt und als Beweismittel wertlos ist.

Gazale Salame und Ahmed Siala flohen als Kinder im Alter von fünf und sechs Jahren mit ihren Eltern aus dem Libanon nach Deutschland. Die Familien gehören den Mahalmi an, die mit den Kurden eng verwandt sind

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -