Rechter Kreuzzug in London gestoppt

Krawalle der islamfeindlichen English Defence League verhindert

  • Caroline Morgenstern, London
  • Lesedauer: 2 Min.
Couragierte Bürger und ein massives Polizeiaufgebot verhinderten am Sonnabend Krawalle der English Defence League (EDL) in der Londnoner Muslim-Hochburg Tower Hamlets.

Ostlondon im Ausnahmezustand. Die Socialist Workers Party, Unite Against Fascism und andere linke Organisationen hatten aufgerufen, den islamisch und multikulturell geprägten Bezirk Tower Hamlets gegen die »faschistischen Schläger« zu verteidigen. Über 1500 Menschen kamen am Sonnabend an diesen symbolträchtigen Ort, an dem sich schon in den 30er Jahren kommunistische Arbeiter dem Nazi-Führer Oswald Mosley und seinen Schwarzhemden in den Weg gestellt hatten. Antirassistische Aktivisten, Gewerkschafter, Mitglieder der muslimischen und jüdischen Gemeinde und Anwohner säumten die Straßen in White Chapel, rund um die älteste britische Moschee. »Das ist die richtige Antwort auf jene, die mit Hetze und Angst hausieren gehen«, schrieb Londons Exbürgermeister Ken Livingstone in einer Grußbotschaft:

Gleichzeitig herrschte einige Kilometer nordwestlich an der King`s Cross das totale Chaos. Hunderte Anhänger der islamfeindlichen EDL zogen in kleinen Gruppen durch Camden, versuchten sich zu versammeln oder tranken sich in den umliegenden Pubs in Rage. Die Eisenbahnergewerkschaft RMT hatte einige U-Bahnstationen geschlossen. »Wir lassen es nicht zu, dass die Arbeitnehmer und die Fahrgäste von diesen Schlägern in Gefahr gebracht werden«, lautete ihre Begründung. Schließlich drängte die Polizei – sie war mit dem größten Aufgebot seit den Aufständen in Brixton vor 30 Jahren angerückt – knapp 1500 Rechte in der U-Bahnstation St. Pancras zusammen.

Ursprünglich wollte die EDL durch Tower Hamlets marschieren – »in das Herz des militantesten Islams im Königreich«, wie es reißerisch hieß. Alarmiert durch die sozialen Unruhen vor einigen Wochen, bei denen sich die EDL als Hilfspolizei aufgespielt und die Lage weiter eskaliert hatte, sprach Innenministerin Theresa May vergangene Woche auf Druck von Scotland Yard ein 30-tägiges Demonstrationsverbot aus. Die EDL rief daraufhin zu einer Kundgebung auf, die schließlich hermetisch abgeriegelt unter Ausschluss der Öffentlichkeit in Aldgate stattfand, wohin die Polizei die Teilnehmer verfrachtet hatte. Dort schwenkten die modernen Kreuzritter USA- und Israel-Fahnen und trugen Transparente mit Aufschriften wie »Deine Rasse zu verleugnen ist Verrat«. Nach einem Gewaltausbruch verhaftete die Polizei 15 rechte Demonstranten. Insgesamt gab es mindestens 60 Festnahmen.

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