Nashörner auf der Schlachtbank

Inzwischen wird in Südafrika fast täglich eines der Tiere abgeschossen

  • Armin Osmanovic, Johannesburg
  • Lesedauer: 2 Min.
Alle 21 Stunden wird in Südafrika nach offiziellen Zahlen des zuständigen Ministeriums für Umwelt und Tourismus ein Nashorn von Wilderern erlegt. Die Jagd nach den besonders in Asien begehrten Hörnern hat dieses Jahr schon 279 Tiere das Leben gekostet. In Pulverform verabreicht soll das Nashorn eine positive Wirkung auf die Gesundheit haben. Geht die Wilderei in diesem Tempo weiter, werden bis Jahresende wohl 400 Tiere, soviel wie noch nie, ihr Leben lassen. 2008 waren es »nur« 83 Tiere. Die Zahl erlegter Tiere steigt beständig.

Wie viel Geld die Hörner der Tiere einbringen, ist nicht genau zu sagen, da der Handel illegal abläuft. An- und Verkauf sind durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen verboten. Man vermutet, dass ein Kilogramm Horn zweimal so wertvoll sein könnte wie Gold. Da der Bestand an Tieren vor allem wegen der Wilderei abnimmt, steigt der Preis.

Pelham Jones, Vorsitzender der Vereinigung von Südafrikas privaten Nashornbesitzern, spricht von einem Verlust von einer Milliarde US-Dollar durch Horn, das in den letzten 40 bis 50 Jahren aus Afrika geschmuggelt wurde. Ein Jäger muss für den Abschuss eines der selteneren Spitzmaulnashörner 150 000 US-Dollar und mehr berappen. Für ein Breitmaulnashorn, deren Population größer ist, sind es 50 000 Dollar.

Der illegale Handel ist so einträglich, dass es den Wildererorganisationen leicht fällt, Polizei und andere Offizielle zu schmieren. Manche Banden leihen sich sogar Polizeiwaffen. Die Wilderer haben vor allem wegen der Korruptionsanfälligkeit der Polizei in Südafrika leichtes Spiel. Ein normaler Streifenpolizist verdient umgerechnet nur 500 bis 700 Euro. Nebenverdienste schlagen da manche, seien sie auch illegal, nicht aus.

Der Staat verstärkt seine Anstrengungen im Kampf gegen die Nashorn-Syndikate, doch bislang bleiben die Erfolge aus. Letztes Jahr wurden 165 Wilderer festgenommen. Dieses Jahr sind es bisher 155.

Schwierig sei der Kampf gegen die Wilderer auch deshalb, so ein Ranger im Krüger-Nationalpark gegenüber ND, der nicht namentlich genannt werden will, weil die kleinen privaten Parks über kaum ausreichend Ranger verfügen, die die Tiere schützen könnten. Aber auch im Krüger-Nationalpark ist die Zahl der getöteten Tiere trotz mehr Personal stark angestiegen. 2008 waren 36 Fälle zu beklagen. Dieses Jahr wurden bis August schon 169 wegen ihres Horns erlegt.

Südafrikas Regierung will angesichts der ausbleibenden Erfolge im Kampf gegen die Wilderei neue Wege gehen. So gibt es Pläne, Nashornfarmen einzurichten. Dafür müsste aber erst das Washingtoner Artenschutzübereinkommen verändert werden. Das Horn der Tiere wächst nach, wenn es gekappt wird. Anders als bei den Elefanten kann man so beständig Horn liefern. Ein Bulle produziert etwa ein Kilogramm pro Jahr.

Der Handel mit den lebenden Nashörnern ist jetzt schon ein großes Geschäft. 15 000 bis 60 000 Euro werden im Handel für ein Breitmaulnashorn in Südafrika erzielt. Die Nachfrage wird durch die Trophäenjäger angeheizt. Südafrikas Nashornfarmer würden denn auch liebend gern in den Markt mit Nashornpulver einsteigen.

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